Cupido [Rezension]

 


"Die Fassade war zersprungen. In eine Millionen Splitter" 



Titel: Cupido
Autor: Jilliane Hoffman
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz
Verlag: Rowohlt
Seiten: 477
Erscheinungsjahr: 2005 (2003)
ISBN: 978-3-499-25392-8
Genre: Thriller
Art: flexibler Einband

"He, Chris, wo sind die Beutelchen?
(S.144) 

 

"Wie immer war Chloe Larson in fürchterlicher Hetze





1988: Eine junge Frau namens Chloe Larson kehrt spät abends nach Hause zurück. Sie wohnt allein in einem Appartement im Erdgeschoss in einem Vorort von New York und ahnt nicht, wer unter ihrem geöffneten Fenster lauert und auf ihren Schlaf wartet...

2000: In Florida wird nach einem Serienkiller gefahndet, der junge Frauen auf brutale Weise abschlachtet. Die Ermittler geraten auf eine heiße Spur, was den Fall für die behandelnde Staatsanwältin C.J. Townsend zu dem größten ihrer Karriere machen könnte.
Doch als Cupido, so wie der Täter aufgrund seiner mutmaßlichen Motive genannt wird, in die Fänge des Gerichts gerät und der Staatsanwältin gegenübersteht, kommt alles ganz anders als gedacht...


"Leise und unbemerkt verschwand der Clown in die Dämmerung, gerade als orangefarbene Streifen den Himmel aufzuschlitzen begannen und über den noch menschenleeren Straßen von New York City der Tag anbrach.
(S.45) 



Viel Positives habe ich schon von diesem Buch gehört und war deswegen ein wenig skeptisch, als ich es in die Hand nahm: Bei Thrillern sollte man bei Empfehlungen vorsichtiger sein als bei anderen Genre-Klassen. Denn in ihnen kann man sich an viel mehr Stellen stören. Leserlenkung und Spannungsverlauf stehen im Fokus. Man kann sich nicht mit den meist unnahbaren Charakteren oder einem malerischen Schreibstil vertrösten, wenn es einen Knick in der Handlung gibt, wenn ihr versteht, was ich meine. Und vor allem hilft ein guter Anfang nicht über ein schlechtes Ende hinweg. In keinem anderen Genre ist der Ausgang einer Geschichte von so dominanter Bedeutung. 

In diesem Falle bin ich am Anfang nur schwer reingekommen. Ich fühlte mich nicht richtig willkommen in der Geschichte, was auch an der tristen Handlung der ersten Kapitel liegen mag, die nur wenig verlockende Aussichten bieten. Das soll nicht heißen, dass die vermittelte Stimmung kein passender Auftakt war, sondern nur, dass sie es dem Leser nicht leicht machte, sich an Chloe Larson zu binden. Ich begründe dies mit dem nüchternen, sachlichen Schreibstil, den ich aber im weiteren Leseprozess immer mehr zu schätzen gelernt habe: Denn er entpuppte sich als das Werkzeug eines auktorialen Erzählers. Und jenen trifft man nur noch äußerst selten in Romanen an, das ist mir erst während des Lesens dieses Thrillers bewusst geworden. Und genau das, würde ich sagen, ist das Besondere an diesem Bestseller: Auf kürzester Distanz wird z.T. mehrfach die Perspektive gewechselt, teilweise so schnell, dass man es nicht mal bemerkt. Dem Leser wird dadurch die Komplexität eines Justizfalls übermittelt und er wird angestiftet, selbst mitzudenken, ermitteln und zu überlegen, wer vertrauenswürdig ist. 
Es steht eine große Frage im Zentrum, die sich die Protagonistin immer wieder neu beantworten muss: Darf ich vom Gesetz abweichen, um das Gesetz zu schützen? Auch der Leser wird gezwungen, eine eigene Haltung einzunehmen. Das fand ich schon gut gemacht. 
Und wie war denn nun das Ende, werdet ihr euch fragen, wenn es doch von solcher Bedeutung sein soll? Es gibt einen großen Plottwist, den ich aber leider kommen sah. Darüber hinaus spielte der Zufall in diesem Thriller für meinen Geschmack eine zu große Rolle. Es ist tatsächlich offen, lässt Platz für mehr, aber auch Raum zum Durchatmen. Es ist kein lauter, actionreicher Thriller, sondern ein Justiz-Krimi, wenn man so will. Auf dem Thron sitzt eine Staatsanwältin, d.h. viele Szenen spielen im Gerichtssaal. Aber dennoch sollte man sich auf viel Spannung und blutige Beschreibungen gefasst machen. Mich jedenfalls konnte die Geschichte mit jeder Seite mehr in ihren Bann ziehen.


"Irgendwann wurde ihr klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie eines Tages in Millionen Splitter zerspringen würde." 

(S.64f.)



Mit den Seiten hat es ordentlich an Fahrt aufgenommen!

"Chloe ging davon aus, dass sie beide wussten, dass es vorbei war, aber keiner derjenige sein wollte, der es zuerst aussprach. "
(S67)





"Von allen Zeitpunkten war dieser für so etwas wie Liebe oder Leidenschaft der ungünstigste. Doch ausgerechnet jetzt war es passiert, und sie hatte ihn nicht weggestoßen .
(S.174)







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