Eve of Man [Rezension]
Titel: Eve of Man - Die letzte Frau #1 Autor: Giovanna & Tom Fletcher Übersetzung: Aus dem Englischen von Friedrich Pflüger Verlag: dtv, Reihe Hanser Seiten: 445 Erscheinungsjahr: 2019 (2018) ISBN: 978-3-423-64055-8 Genre: Jugendbuch, Dystopie Art: fester Einband
"Eigentlich fiel es am ersten Tag keinem auf. Möglich, dass die Hebammen kichern mussten beim Anblick all der Neugeborenen, die da in himmelblaue Säuglingsdecken gewickelt vor ihnen lagen, und weit und breit keine rosafarbene zu sehen. "
Allerdings stellt sich ein erstes Treffen mit den Kandidaten als nicht so einfach und ungefährlich heraus, wie angenommen, und als Eve Holly am meisten braucht, scheint deren Fassade allmählich zu bröckeln und männliche Konturen zu bekommen.... Was in der Stadt zu Füßen des Turms vor sich geht, bekommt sie nicht mit. Überschwemmungen, Unruhen, Proteste, Armut, Perspektivlosigkeit. Das Resultat einer von Männern dominierten Welt. Über allem schwebt die Frage: Ist der Mensch in der Lage, der Natur in die Hände zu fuschen und gegen das Aussterben der eigenen Art anzukämpfen? Oder ist genau das Teil des Plans von Mutter Natur? Einen ihrer größten Quälgeister loszuwerden? "'Du bist ein Rädchen im Getriebe', schnarrt sie tief und leise und schiebt sich näher heran. 'Ein wichtiges, zugegeben, aber trotzdem nur ein Rädchen. Ohne unseren Schutz bist du gar nichts.'" Ich war sooo gespannt auf das Buch! Es versprach, eine neue Art von Dystopie zu sein, die Idee hat mich an den Film "Children of Men" erinnert. Meine größte Hoffnung war, dass die Umsetzung mich hier ebenfalls überzeugen würde. Ich muss sagen, dass die ersten Seiten nicht so leicht waren. Mir hat die Perspektive nicht gefallen: Ich-Perspektive der Protagonistin und diese ist erst sechszehn. Der Schreibstil ist ihr angepasst worden und wirkte auch authentisch, aber eben von der Denkweise auch sehr jugendlich. Mit viel Pathos! Besser wurde es, als sich mit den Kapiteln ein Wechsel der Perspektive zu Brams Sicht entwickelt hat. Ein Format, das sich für dystopische Jugendbücher gut eignet. Ich komme aber immer noch nicht über den Gedanken hinweg, dass bei der Thematik eine erwachsenere Aufmachung nicht geschadet hätte. Auf das ein oder andere Klischee hätte man definitiv verzichten können und über den Konstruktionscharakter muss gar nicht erst gestritten werden. Aber über all dem steht die Spannung, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. Bis zum allerletzten Satz. Diese liegt darin begründet, dass alles vorhanden ist, was eine gute Dystopie braucht: Ein ernsthaftes Problem, eine zerrüttelte Welt und/oder Gesellschaft, glaubwürdige technische Neuerungen oder ein anderes kulturelles Konzept, das aber trotzdem von unserer Realität nicht zu weit entfernt ist und Charaktere, mit denen sich mitzufiebern lohnt. Es war definitiv keine Welt, in der ich mich wohlgefühlt habe, aber es gab immer etwas zu entdecken und vor allem könnte man vom Plot und den Strukturen dieser Gesellschaft ausgehend große philosophische Debatten starten.
Spannende Idee und waschechte Dystopie. Aber warum so viele Jugendbuch-Klischees? Ach ja, und ein fieser Cliffhanger!
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