Das Lied des Achill [Rezension]

 


"Es gibt kein Gesetz, das den Göttern Gerechtigkeit abverlangt." 



Titel: Das Lied des Achill
Autor: Madeline Miller
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Michael Windgassen
Verlag: Eisele
Seiten: 413
Erscheinungsjahr: 2020 (2011)
ISBN: 978-3-96161-082-2
Genre: Historienroman, Mythologie
Art: flexibler Einband


"Dann weiß ich ja jetzt, was ich tun muss, damit du mir überallhin folgst
(S.102) 

 

"Mein Vater war ein König und der Sohn von Königen.





Patroklos ist ein unbeholfener junger Prinz, der nach einem schockierenden Akt der Gewalt aus seinem Heimatland verbannt wurde. Ein Zufall führt die beiden schon als Kinder zusammen, und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto enger wird das Band zwischen ihnen. Nach ihrer Ausbildung in der Kriegs- und Heilkunst durch den Zentauren Chiron erfahren sie vom Raub der Helena. Alle Helden Griechenlands sind aufgerufen, gegen Troja in den Kampf zu ziehen, um die griechische Königin zurückzuerobern. Mit dem einzigen Ziel, ein ruhmreicher Krieger zu werden, nimmt Achill am Feldzug gegen die befestigte Stadt teil.
Getrieben aus Sorge um seinen Freund, weicht Patroklos ihm nicht von der Seite. Noch ahnen beide nicht, dass das Schicksal ihre Liebe herausfordern und ihnen ein schreckliches Opfer abverlangen wird.



"Obwohl Achill so dicht neben mir saß, dass ich seine Wärme spürte, wähnte ich ihn in diesem Moment Welten von mir entfernt. Er hatte seine Hände in den Schoß gelegt. Sie waren voller Schwielen und doch schön, unvergleichlich sanft und gleichzeitig tödlich.
(S. 278) 




Ich habe mich unheimlich darauf gefreut, dieses Buch zu lesen, denn auch wenn es nicht so oft vorkommt, genieße ich es sehr, Bücher zu lesen, die in der Antike spielen. Tatsächlich hat die Autorin wirklich ein Händchen für die Aufbereitung von Geschichte und überlieferter Mythologie. Es fühlte sich sehr natürlich an, durch das Buch zu reisen und Patroklos war ein so angenehmer Begleiter, wie ich ihn selten an meiner Seite habe. Wem es Spaß macht, nebenbei Fakten nachzuschlagen, der kommt hier in jedem Fall auf seine Kosten. 

Es gibt einige Aspekte, die nennenswert sind und dieses Buch besonders machen. Zum einen ist da die zu meisternde Herausforderung zu nennen, die das Genre bereits mit sich bringt: Eine allen bekannte Geschichte und deren Ausgang in der Gegenwart zu erzählen, und zwar so, dass zwar die Lesenden wissen, wie es ausgeht, aber nicht die Figuren selbst. Das hat die Autorin ziemlich gut umgesetzt und sich damit an ein klassisches Schema gehalten. Viele Überraschungen gab es nicht, das wäre auch mein einziger Kritikpunkt, aber dafür konnte sie einer widersprechende Überlieferungen gegeneinander ausspielen und deren Lücken nach eigenem Belieben füllen. Viel interessanter waren dafür die fantastisch anmutenden Götter-Elemente und die Beziehungen. 
Erstaunlich leicht abzunehmen, fand ich auch die psychologische Ausgestaltung von Achill und Patroklos, beide alles andere als perfekt, vor allem letzterer. Sie wirkten nicht Fehl in ihrer Zeit, aber dennoch hat es die Autorin geschafft, die modernen Gedanken der Antike zu verdeutlichen, genauso wie uns fremde Bräuche und Werte. 

In diesem Zusammenhang ist auch die sprachliche Ausgestaltung positiv zu vermerken. Manchmal tauchen etwas hochtrabende Vergleiche und Bilder auf, die aber trotzdem in ihrer Umgebung sehr stimmig sind. 

Ich hätte mir tatsächlich einen anderen Weg zu dem Ende hin gewünscht, aber die Geschichte ist ja leider schon geschrieben. Aber es war an manchen Stellen echt schwer zu akzeptieren, denn es hätte wirklich nicht so kommen müssen. 
Was ich aber sagen kann, dass die griechische Mythologie, so aufbereitet, wirklich viel einprägsamer ist. Ich freue mich schon auf die anderen Werke der Autorin.

 

"Ich wusste keinen Rat. Wie Götter gemacht wurden, entzog sich meiner Vorstellung. Ich war ja doch nur ein Sterblicher."
(S. 69)


 


Ein in sich absolut stimmiges Projekt!

 

"Ich habe einmal gehört, dass Menschen, die an einem Wasserfall wohnen, sein Rauschen irgendwann nicht mehr hören. So lernte ich mit Furcht und Schrecken zu leben."
(S. 284)







"Es gibt auch keinen, denn die da oben lassen niemanden berühmt und glücklich sein.
(S.123)






"Wir waren zu jung, um lange zu grübeln."  
(S. 71)

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"Du antwortest auf eine Frage, die ich gar nicht gestellt habe.
(S. 92)


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"Aus ihrem Mund klangen die Worte wie das Kratzen von schroffen Felsen am Rumpf eines Bootes.
(S.103)

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"Er war wie der Frühling, golden und heiter. Der neidische Tod würde durch ihn wieder jung werden.
(S.192)

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"Wahr ist, was gemeinhin angenommen wird.
(S.199)


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"'Du wirst durch seinen Tod höchsten Ruhm erringen.' Ich fröstelte. 
'Mag sein, aber ich sehe keinen Grund, warum ich ihn töten sollte', entgegnete Achill kühl. 'Er hat mir nichts getan.' Odysseus lachte leise wie über einen Scherz. 
'Wenn ein Soldat nur solche Gegner töten würde, mit denen er eine persönliche Rechnung offen hat, gäbe es keine Kriege.' 
(S.100)


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"Die Götter mögen uns vor uns selbst beschützen. Der Kampf hat noch nicht begonnen, und wir streiten schon um die Ehren.
(S.206)


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"Unsere Mondgöttin hat Zauberkräfte und Macht über die Toten. Wenn sie es wollte, konnte sie auch meine Alpträume bannen. Sie tat es nicht. 
Der Junge kam, Nacht für Nacht, mit starrem Blick und zerschmettertem Schädel .
(S. 34)


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"Niemand weiß, wer den Vernichtungsfeldzug der Erinnerung überlebt. [...] Vielleicht werde ich eines Tages berühmt sein, womöglich berühmter als du.
(S. 404)


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Kommentare

  1. Hallo liebe Amira,

    dein Blog ist wirklich wunderschön und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Ich bleibe gerne als Leserin hier und schaue mich gleich mal ein bisschen weiter hier um ♥

    Wenn du magst kannst du meinem Blog gerne zurück folgen, damit wir zukünftig vernetzt bleiben? Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen!

    Mit hat "Das Lied des Achill" übrigens noch besser gefallen und war eines der ersten Bücher, die mir nach einer jahrelangen Leseflaute richtig gut gefallen hat.

    Ganz liebe Grüße Jana
    Books Affair (books-affair.blogspot.com)

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