Neues von den Penderwicks [Rezension]


" Penderwicks schummeln nicht"





Titel: Neues von den Penderwicks
4. Teil
Autor: Jeanne Birdsall
Verlag: Carlsen
Seiten: 364
Erscheinungsjahr: 2018 (2015)
ISBN: 978-3-551-31679-0
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Sylke Hachmeister
Genre: Kinderbuch (10+)
Art: flexibler Einband


" Ich habe mit dem Schicksal gehadert, mit dem Krebs und dem Universum...
(S.327)





Ein paar Jahre sind vergangen und wieder sind wir zu Gast bei den Penderwicks, die mittlerweile eine Patchworkfamilie sind.
Batty geht schon in die fünfte Klasse und fühlt sich ein bisschen allein, seit Rosalind, die älteste Schwester auf dem College ist und auch ihr Seelenverwandter Jeffrey nicht mehr so oft zu Besuch kommt, weil Sky es nicht duldet, dass er Gefühle für sie hegt. Lieber vertieft sie sich in der Wissenschaft und bereitet sich auf das College, ganz wie ihr Vater, ein Botaniker sowie Iantha, die Stiefmutter, die Astrophysikerin ist. Leider kann Batty ihm so nicht zeigen, was für eine wunderbare Singstimme sie in sich selbst entdeckt hat. Ihr geliebter Hund Hound ist im letzten Jahr erst gestorben, was seine Spuren hinterlassen hat.
Jane, als drittälteste, hat auch keine Zeit für sie, steckt doch ihre Nase immer in irgendeinem Buch.
Ihr kleiner Stiefbruder Ben sammelt in seiner Freizeit Steine und ist nicht ernst zu nehmen, von ihrer Halbschwester Lydia ganz zu schweigen, die nur Augen für Ben hat. Wo bleibt da noch Platz für Batty?





" Noch nie hatte sie ein Tier gesehen, das so beschämt guckte.
(S.110)




Ich liebe den Zeichenstil auf den Covern dieser Reihe! Es passt unheimlich gut zum Inhalt und verleiht dem Ganzen noch dazu einen Hauch Nostalgie.


Ich habe den dritten Teil aus Versehen übersprungen, deswegen habe ich in der Geschichte einen sehr großen Zeitsprung zurückgelegt und war ganz perplex, als mich auf den ersten Seiten direkt ein Familienzuwachs erwartet, von dem ich nichts wusste. Aber ich habe mich unheimlich schnell eingefunden und hatte auch wieder Ansätze des alten Feelings, auch wenn ich nun erwachsen bin und bei den letzten Teilen noch zehn oder elf Jahre alt war.
 Die Penderwicks sind in meinen Augen losgelöst von anderen amerikanischen Familiengeschichten und existieren in ihrer eigenen Seifenblase.

Für ein Kinderbuch schreibt Jeanne Birdsall sehr vielseitig und elegant. Die Satzstruktur würde ich für Kinder anspruchsvoll nennen, aber nicht in dem Sinne, dass man etwas nicht verstehen könnte.
Das Niveau hat mich als Erwachsene nicht enttäuscht zurückgelassen und ich fand es sehr lebensecht, wie die wörtliche Rede eingebunden wurde. Jede Person hat ihre eigene Stimme bekommen.

Es handelt sich um einen personalen Erzähler aus der Sicht Battys, was ich eine sehr interessante Perspektive finde. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war es in den ersten beiden Teilen so, dass zwischen den vier Schwestern gewechselt wurde. 
Während der Erzählung konnte ich sehr gut zwischen Erzählbericht und innerem Monolog Battys unterscheiden.

Jede Person in diesem Buch hat ihre Eigenart, die ganz klar, vielleicht auch etwas überspitzt, bezeichnet wird. 
Batty lernen wir am besten kennen. Sie wirkt sehr lebendig, weil sie so viele Facetten hat. 
Es ist rührend, die anderen Personen aus ihren Augen beschrieben zu bekommen.
Mir selbst liegt Jane am nächsten, aber sie kommt in diesem Teil leider zu kurz.
Lydia und Ben habe ich auch ganz schnell, ins Herz geschlossen. Besonders Ben bringt einen immer wieder zum Schmunzeln.
Mr. Penderwick ist auch grandios. Er ist die Verkörperung des verwirrten Professors.

Wenn man diese Reihe liest, geht es einem nicht um eine Problemlösung im Roman, sondern man möchte so viel wie möglich aus dem Alltag der Penderwicks mitbekommen und mit ihnen eine schöne, unterhaltsame Zeit erleben. Das hat die Autorin geschafft, bei mir zu bewirken. Es geht hier natürlich vor allem um das, was Batty bewegt, aber da sie die verschiedenen Familienmitglieder verbindet, entgeht uns als Leser nichts.

Was mich angetrieben hat, war vor allem das Mitgefühl mit Batty und die Harmoniebedürftigkeit. Wenn bei den Penderwicks nicht alles in Ordnung ist, dann will man unbedingt weiterlesen. Mindestens bis es wieder der Fall ist und danach, weil Harmonie so schön ist. So würde ich die konstante "Spannung" dieses Buches beschreiben.

Tja, ich habe den Vorgänger leider nicht gelesen... Ich weiß nicht, wie groß der Zeitunterschied zwischen ihnen ist. Aber ich würde schon sagen, dass die einzelnen Bände ihrer Grundidee treu sind. Das schöne ist, dass sich die Charaktere weiterentwickeln.

Alles wirkt so realistisch. Die Charaktere werden durch Stärken und Schwächen beschrieben, machen Fehler und gestehen diese ein. Es wird gestritten, es wird Frieden geschlossen und nicht alle Gedanken, die unsere lieben Schwestern haben, sind Stolz würdig. Aber am Ende ist es einfach nur Menschlichkeit und realistische Reibereien in einer Großfamilie. 
Die Familie ist sehr gebildet und ein Sammelsurium an Wissenschaftlern. Die damit verbundene Message an junge Leser finde ich stark!

Ich konnte anschließend gut schlafen und hatte meinen Frieden geschlossen. Die Geschichte endet abgerundet, auch wenn es eine Coda am Ende gibt. Ich würde es nicht als Cliffhanger bezeichnen.
Sollte ich dem fünften Teil begegnen, werde ich ihn mit Freude lesen, aber das muss nicht unbedingt sofort sein.



" Es war eine überraschende Freude, wie wenn man auf einer Gänseblümchenwiese plötzlich eine Orchidee findet.
(S.68)






Es hat sich so angefühlt, als würde ich wieder nach Hause kommen!



" Sie hatte zwar noch nicht beschlossen, sich zu verlieben, aber für den Fall, dass sie eines Tages plötzlich ihr Herz verschenken wollte, dachte sie, sei es gut zu wissen, wer es wert war.
(S.55)






" Wir müssen nicht reich sein.
(S.44)



I heard it trough the Grapevine ~ Soultans
Oh Shenandoah ~ Pete Seeger
All quiet along the Potomac ~ Tom Glazer
Song of the Volga Boatmen ~ Glenn Miller
Swanee River ~ Hugh Laurie
That's Amore ~ Dean Martin
Twist and Shout ~ The Beatles
I go to Rio ~ Crew 7
I'm always chasing Rainbows ~ Sammy Davis
Here comes the Sun ~ The Beatles
High Hopes ~ Pink Floyd
Chain Gang ~ Sam Cooke
Run the World ~ Beyonce
9 to 5 ~ Dolly Parton
We are the Champions ~ Queen
Not a day goes by ~ Beckett
A little Night Music ~ Mozart
Tomorrow  "Annie" ~ T.S.O
So in Love ~ Cole Porter
Brush up your Shakespeare ~ Cole Porter

 

" Wir können doch nicht an Buchvorstellungen denken, wenn sich zwei Liebende wiederfinden.
(S.333)

" Er sagte, es sei nur ein Spiel, und schwor, dass er keine Ahnung von dem hatte, was er tat, aber für sie sah es so aus, als würde er diese großartige Musik tatsächlich zum Leben erwecken, fast so, als tanzte er mit der Musik, als schwelgte er darin. Er verlor sich in der Musik und jetzt verlor sich auch Batty darin, ließ sich mitreißen von diesen Klängen eines Genies, die über die Jahrhunderte hinweg zu ihr kamen und immer noch frisch und lebendig waren. Sie lauschte und schaute zu und dabei wiederholte sich das Thema immer wieder, jedes Mal großartiger und gewaltiger, und brachte schließlich das letzte Fitzelchen Schmerz in Batty zum Schmelzen, schwemmte es mit einer beglückenden, grandiosen Musik davon..
(S.359)

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