After forever [Rezension]

 


"Dieses Jahr war wie ein ganzes Leben für mich" 



Titel: After Forever #4
Autor: Anna Todd
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Corinna Vierkant und Nicole Hölsken
Verlag: Heyne
Seiten: 570
Erscheinungsjahr: 2015 (2014)
ISBN: 978-3-453-41883-7
Genre: Liebe, New Adult
Art: broschierter Einband


 

"Hier bin ich also... nein, hier sind wir, gefangen in dieser Endlosschleife aus Glück, Lust, Leidenschaft, Liebe und Schmerz. Der Schmerz scheint zu gewinnen, immer, und ich habe keine Lust mehr zu kämpfen."
(S.277)  


"Wie oft bin ich mir unerwünscht vorgekommen, fehl am Platz, wie ein Fremdkörper. 


"Es gibt so vieles, das ich hätte sagen sollen, sagen können und ganz sicher auch gesagt hätte, wenn ich gewusst hätte, dass meine Tage im Himmel gezählt waren.
(S.217)  




Wenn du die ersten drei Teile der Reihe noch nicht gelesen hattest, solltest du für den ersten (After Passion) hier, für den zweiten (After Truth) da und den dritten (After Love) dort vorbeischauen. Ansonsten bist du richtig und kannst getrost weiterlesen.
Das Band zwischen Tessa und Hardin ist mit jedem Problem und jedem Streit stärker geworden. Tessa ist längst nicht mehr das süße Good Girl, das sie einmal war. Und Hardin nicht mehr der unberechenbare Bad Guy, in den sie sich leidenschaftlich verliebt hat. Tessa versteht seine gequälte Seele und die wilden Gefühle, die unter seiner coolen Oberfläche toben. Sie weiß, dass nur sie ihn beruhigen kann, wenn er ausrastet. Er braucht sie. Doch als die Vergangenheit sie wieder einholt, weiß Tessa nicht, ob sie ihn retten kann – nicht, ohne sich selbst zu opfern



"Das ist ihr Problem. Sie gehört zu den Leuten, die immer nur geben, ohne zu nehmen, und leider sind solche Leute einfache Beute für Leute wie mich, die nehmen und nehmen, bis nichts mehr übrig ist. So war ich schon immer, und daran wird sich nichts ändern.
(S.85) 




Eine lange Reise geht zu ende. Ein bisschen traurig bin ich jetzt schon, aber die Autorin hat es tatsächlich geschafft, das große Hin und Her der Liebesgeschichte zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Anders hätte ich es mir nicht wünschen können. Im Grunde genommen war es am Ende auch für mich als Leserin anstrengend durch die Höhen und vor allem die Tiefen der toxischen Beziehung der beiden zu gehen. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie Tessa sich fühlt. Aber aus Beziehungsproblemen eine vierbändige Reihe aufzubauen ist schon eine Nummer. Viele Wendungen hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, andererseits fühlte es sich am Anfang jedes weiteren Teils so an, als würde ich wieder alte Freunde besuchen. 

Anders als in den anderen Teilen wird in diesem der toxische Charakter der Beziehung groß thematisiert. Das ist auch dringend nötig. Aus dieser Perspektive betrachtet hat Anna Todd die Sache sehr gut gemacht, denn so dramatisch die vielen Streits der Protagonistin auch wirken, so realistisch sind sie dennoch. Es wurden zwar viele Klischees verbraten, aber weil wir das Paar so lange begleiten und zusammen mit ihnen viele unschöne Szenen erleben, verlieren sie an Perfektion und Glanz. Ich würde nicht mit Tessa tauschen wollen. So attraktiv Hardin auch wirkt, so anstrengend und dominant wie er ist, könnte er mir gestohlen bleiben. Aber in der Konstellation mit Tessa passt das. Auch wenn ich mich immer wieder gefragt habe, warum Tessa sich das eigentlich gefallen lässt, habe ich genug Beispiele in meinem eigenen Bekanntenkreis gefunden, die mir zeigen, dass das leider viel zu oft vorkommt. 

Würde ich nun wollen, dass meine hypothetische Teenager-Tochter diese Reihe liest? Nun, es gibt viele erotische Szenen, die ein idealisiertes und falsches Bild vermitteln oder Jugendliche unter Druck setzen könnten. Davon abgesehen, wird die Beziehung zwar kritisch durchleuchtet, bietet aber dennoch viele fragwürdige Momente. Es könnte passieren, dass junge Leserinnen das Gefühl, geliebt und begehrt zu werden, mit wahrer Liebe verwechseln. Klar ist es schön, wieviel Aufmerksamkeit Hardin Tessa entgegenbringt, aber ist es das wert? Mir hat sich jedes Mal der Magen umgedreht, wenn Hardin besitzergreifend und väterlich mit Tessa umgegangen ist. Leider begegnet einem in heutigen Romanen viel zu oft der Typ "Daddy-Guy". In einer idealen Welt haben die 15-jährigen Mädchen, denen dieses Buch in die Hände fällt, bereits gelernt, wie man kritisch mit Texten umgeht. Da die Beziehung hier von der Autorin selbst kritisch behandelt wird, finde ich es sogar in gewisser Weise lehrreich, diese Reise zu durchleben, WENN es wenigstens noch aufklärerisches Nachwort der Autorin gegeben hätte. Doch das fehlt, was sehr schade ist. Denn das Ende macht leider wieder einen ziemlich unkritischen Eindruck. Gerade in diesem Genre muss man sehr sensibel schreiben, da sie junge Leser*innen stark beeinflussen können. Ständig vergleicht man sich, ob man will oder nicht, mit der Protagonistin. 

Was mich wiedermal genervt hat, ist, dass Hardin und vor allem Tessa den Mittelpunkt der Menschen um sie herum darzustellen scheinen. Beinahe die ganze Romanwelt ist stets damit beschäftigt, deren Probleme zu lösen. Der arme Landon tut mir total leid!
Und auch die ständigen überempfindsamen, selbstaufopfernden inneren Dialoge der beiden Turteltauben haben hier und da meine Geduld herausgefordert, genauso wie mich einige Dialoge, die romantisch wirken sollten, lachen ließen. Aber dazu muss ich sagen, dass der Punkt bei mir auch sehr schnell erreicht ist.

Allgemein mag ich den Schreibstil der Autorin sehr gerne und finde, dass sie es schafft, Emotionen zu übertragen oder sogar zu erzeugen. Ich kann nachempfinden, welches (Hoch-)Gefühl sie beim Schreiben mancher poetischer Passagen hatte und welche Bedeutungen sie in bestimmte Wörter gesteckt hat, damit der Leser sie später auspackt und mit seinen eigenen Erfahrungen mischen kann. Aber hier und da hat mir das Fundament oder Witz gefehlt. Sieh selbst in den aufgeführten Zitaten.
Sehr gut an der gesamten Reihe hat mir die wechselnde Erzählperspektive gefallen.




"Ich habe mich die ganze Zeit über getäuscht. Denn wenn man jemanden liebt, lässt man sich nicht von ihm zerstören, auch wenn er sich selbst kaputt macht. Man lässt sich nicht in den Schmutz ziehen. Man versucht zu helfen, eine Rettung zu finden, doch sobald die Liebe einseitig oder egoistisch wird, sollte man aufgeben, denn alles andere ist dumm. Würde ich ihn lieben, würde ich mich nicht von ihm erniedrigen lassen.
(S.109)




Voller schöner und peinlicher Momente!


"Nach allem, was war - wir haben es geschafft. Und unsere Seelen. woraus verdammt noch mal sie auch gemacht sind - sie sind gleich."
(S.567)







"Er liebte sie, und von diesem Zeitpunkt an wusste er, dass das Leben nach ihr niemals mehr das Gleiche sein würde. Wenn sie ihn verließ, wenn sie ihr restliches Leben ohne ihn verbrachte, dann würde er nicht mehr derselbe sein. Sie hatte ihn verändert, und nun wollte er - mit seinen blutigen Knöcheln und allem - ein besserer Mensch für sie werden.
(S.504f.)










"Es ist wirklich lächerlich: Der Mann, der diese Welt so hasst, wird am meisten von ihr geliebt."  
(S.66)

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"Ich habe keine Tränen übrig, nicht heute, aber wie sich herausstellt, schmerzt Weinen ohne Tränen noch viel mehr und ist unmöglich zu kontrollieren.
(S.106)

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"Nichts schmerzt schlimmer, als keinen Schmerz mehr zu empfinden, und dass das kompletter Unsinn ist und gleichzeitig ganz logisch, überzeugt mich davon, dass ich verrückt werde."
(S.161)

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"Ich muss Tessa zeigen, dass ich mich zusammenreißen und ihre Gefühle wichtiger nehmen kann als meine eigenen.
(S.233)

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"Unsere Liebe ist eine Liebe wie im Roman, besser als alles, was sie von Austen oder Bronte im Kopf hat.
(S.276)


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"Es ist seine Schuld, dass ich mich mit Dämonen verbünde und die Engel bekämpfe."
(S.293)

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"Wir sind nicht vollkommen, Tessa. Ich bin nicht vollkommen, und ich liebe dich, aber auch du bist weit davon entfernt, vollkommen zu sein."
(S.396)

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"Das Gefühl, irgendwo nicht erwünscht zu sein, aber nicht zu wissen, wie man aus der Situation rauskommt, ist eins der schlimmsten Gefühle überhaupt.
(S.419)

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"Manches von dem, was ich da gerade gelesen habe, hast du ganz sicher nicht selbst geschrieben. Das waren bestimmt die Dämonen.
(S.506)

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"Sie bei mir zu haben, durch eine Magie angezogen, die es nur bei uns gibt, macht mich zum glücklichsten Bastard unter der Sonne.
(S.541)

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"Ihr Mund schmeckt nach Zuhause.
(S.542)

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Weitere Teile der Reihe:

 


  






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