Spielschulden [Aus Amiras Gedichtesammlung]
Die Ehe ist ein mühsam Spiel
Oft erwarten wir zu viel
Fangen es voller Hoffnung an
Weil man noch viel setzen kann
Als Glücksspiel ist es oft gesehn
Weil viele leer nach Hause gehn
Nur mancher kann den Code noch knacken
Die Gelegenheit beim Schopfe packen
Andre pokern hoch hinaus
Schmeißen Teamkollegen raus
Oder spielen zwei auf einen Streich
Vielleicht macht es uns doppelt reich
Wir spielen Runde um Runde
Wechseln von Unschuld zu Sünde
Große Töne gespuckt, später bereut
Denn wir haben erst Silber und wollen zu Gold
Die Regeln kennen wir alle nicht
Und landen vor dem Strafgericht
Zwischen Sorgerecht und Scheidung
Steht Versöhnung in der Leitung
Nun wird das Spiel so kompliziert
Dass man in fremde Karten stiert
Das Bauchgefühl lässt uns schon längst im Stich
Hinter jedem Zug verbirgt das Risiko sich
Werden wir siegen oder kapitulieren
Gold gewinnen oder alles verlieren
Aus Zufall eine Taktik machen
Oder über des andren Fehler lachen
Wir spielen Runde um Runde
Wechseln von Unschuld zu Sünde
Große Töne gespuckt, später bereut
Denn wir haben erst Silber und wollen zu Gold
Um welchen Preis spielen wir
Lohnt sich denn das Kriegsvisier
Wo sind Liebe, Leichtigkeit und Lust geblieben
Wann wird unser Happy End geschrieben
Am Nebentisch herrscht Saus und Braus
Die Spielenden sehen wie Liebende aus
Was drüben Kampfplatz, ist hier mehr Tanz
Statt Streit und Rache herrscht Eleganz
In der Mitte wächst ein Münzenberg
Doch niemand schaut aufs Meisterwerk
Glitzerte es nun golden, silbern oder weiß
Niemanden macht das Wissen heiß
Sie spielen Runde um Runde
Wechseln von Unschuld zu Sünde
Sehen ihre Fehler als Schweigesold
Denn Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
In der Art zu spielen sind wir frei
Für die, die wollen, ist auch Gold dabei
Zwischen Punktestand und Schuldenschein
Wird auch Platz für Pausen sein
Ein jeder Sieg ist Hypothek
Für spätre Schulden auf dem Weg
Ob wir bei Risiko oder Sicherheit bleiben
Unser Happy End müssen wir selber schreiben
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