Love Story [Rezension]

 


"Was kann man sagen über ein Mädchen von fünfundzwanzig Jahren, das gestorben ist?Daß sie schön war. Und hochbegabt. Daß sie Mozart und Bach liebte. Und die Beatles. Und mich." 



Titel: Love Story
Autor: Erich Segal
Verlag: Hoffmann und Campe
Seiten: 156
Erscheinungsjahr: (1970)
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Isabella Nadolny
ISBN: 3826'0780
Genre: Love, Erzählung
Art: gebundener Einband

 

"'Mit Ihnen würde ich nicht mal eine Tasse Kaffee trinken gehen', antwortete sie.
'Ich würde Sie auch gar nicht dazu einladen.' 
'Eben deshalb', antwortete sie, 'sind Sie ja auch so dumm.' 
(S.9) 


 "Was kann man sagen über ein Mädchen von fünfundzwanzig Jahren, das gestorben ist?




Oliver IV lernt Jenny in der Bibliothek der Universität (Harvard) kennen und macht sich innerlich über die Streberin lustig. Er hält sie für prüde und besserwisserisch. Und dennoch kommt es dazu, dass sie zusammen ausgehen. Denn Jenny ist alles andere als auf den Mund gefallen. So lebt ihre Beziehung anfangs von ihrer sich gegenseitig provozierenden Art. 
Doch Oliver IV schleppt ein schweres Päckchen mit sich; Er kommt aus sehr reichem Elternhaus, hat aber ein mehr als schweres Verhältnis zu seinem Vater, Oliver III. Als er eines Tages verkündet, dass er sich mit Jenny verlobt hat, möchte sein Vater, dass er noch wartet. Oliver nimmt das zum Anlass, seine Wut seinem Vater gegenüber rauszulassen. Er wirft ihm vor, dass es an Jennys niederer Herkunft liegt und bricht den Kontakt zu seiner Familie ab. Dagegen hat Jenny ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Vater, der ihnen seinen Segen gibt. Die beiden heiraten und ziehen nach New York. 
Doch das Eheleben erweist sich alles andere als einfach, denn Oliver bekommt nun kein Geld mehr von seinem Vater und von Luft und Liebe allein ist noch keiner satt geworden. Und als wenn das alles noch nicht genug wäre...

"'Jen, was würdest du sagen, wenn ich dir sagen würde...' 
Ich stockte. Sie wartete. 
'Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.' 
Es entstand eine Pause. Dann erwiderte sie ganz leise: 'Ich würde sagen: Quatsch keinen Mist!' 
(S.25) 



Dieses Büchlein ist schon ziemlich alt, ca. fünfzig Jahre. Es spielt in den frühen 60'ern in den USA. 
Da es wirklich schnell durchzulesen ist, wollte ich es mal versuchen, wobei ich schon von vornherein Zweifel hatte, allein schon, weil der Titel so platt klingt. 
Der Einstieg in das Buch fällt nicht schwer, das kann man schon mal sagen. Daran angeknüpft ist für mich aber auch schon das Hauptproblem dieser Geschichte: So schnell, wie man drin ist, ist man auch schon wieder draußen. Eine Beziehung kann leider nicht aufgebaut werden, was emotionale Bücher wie dieses aber dringend brauchen. Von Anfang an kann man sich denken, dass Jenny sterben wird mit 25, deswegen wird auf jeden Fall eine große Spannung aufgebaut und damit spielt der Autor, das hat mir gefallen. Erst spät wird klar, was die Todesursache ist, aber immer wieder denkt man zwischendurch: Das muss es sein. Das hätte man ruhig noch strecken können.
Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Nähe aufgebaut würde. Ich möchte dem Autor ja kein Unrecht tun, aber es wirkt so, als wenn er das Buch schnell zuende bringen wollte. Die Geschichte hat Potential, aber nicht genug Tiefgang. 
Es gibt zu große zeitliche Sprünge und sobald man sich an die kratzbürstige Art Jennys gewöhnt hat, müssen wir uns auch schon von ihr verabschieden...
Aber ich möchte das Buch auch nicht in den Dreck ziehen: Die Story hat mich unheimlich stark an den Film Nur mit Dir mit Mandy Moore erinnert. Da der Film einer meiner liebsten ist, hat das Buch auch positive Gefühle in mir wach gerufen.  Ich habe außerdem viele schöne Wortwechsel gefunden, bedeutungsvolle Phrasen wie die hier aufgeführten Zitate. Aber manchmal wirkte  die Sprache auch eigenartig Fehl am Platz. Es wird teilweise eine komische Grammatik und Vokabular benutzt, das an eine schlechte Übersetzung denken lässt. Oder es ist der Geist der 60'er Jahre...

Zwar haben mir die Dialoge auf der einen Seite gefallen, auf der anderen Seite fand ich die beiden aber auch bis zuletzt nicht wirklich sympathisch, weil sie so ruppig miteinander umgehen. Natürlich weiß ich, dass genau das die Art ist, ihre Liebe füreinander zu zeigen, aber ich fand es übertrieben. Die Innensicht aus der Perspektive Olivers hat mir aber sehr gut gefallen und fand ich sehr gut gewählt.
Die Problematik der beiden Familienhintergründe wurde in den Raum geworfen, aber nicht richtig diskutiert, geschweige denn eine Lösung angeboten. Allein das wäre schon genug Stoff für einen Roman gewesen. Besonders mit Olivers Beziehung zu seinem Vater konnte ich in der Kürze nichts anfangen. Hat er wirklich Gründe für den "Hass" auf seinen Vater? Diesbezüglich wird im Roman zwar einiges gesagt, aber kaum was gezeigt. 
Und als dann Jennys großes Problem im Raum stand, da hätte manch einer gesagt: Gut, jetzt fängt die Geschichte an. Dabei war es schon hier Ende.

Was mir wiederum gut gefallen hat, ist die moderne Sicht. Pardon, teils moderne Sicht. Auf der einen Seite ist Jenny eine starke, selbstbewusste Frau, aber trotzdem sagt Oliver manchmal, dass dies und das sein Recht wäre, weil er schließlich der Mann sei. Das wirkte wie ein Schall im luftleeren Raum, weil es nicht zu der restlichen Skizze seiner Person passte. Auch andere Personen in diesem Roman befolgen noch die alte patriarchale Ordnung: Der Mann erfährt mehr als die Frau über ihre eigenen Angelegenheiten (mehr möchte ich nicht sagen). Das hat mich schockiert, soll aber keine Kritik am Roman sein, weil es nur einen zeitgemäßen Umstand abbildet. Modern war die Sicht der Religionsfreiheit und die verschiedenen Arten von Toleranz, die eine Rolle spielen. 


Für manch einen mag es schon genug gewesen sein. Vielleicht spricht die Geschichte für sich. Aber mich konnte sie so leider nicht überzeugen. Mir blieb zu viel ungesagt und nur angedeutet (wenn überhaupt). Dafür habe ich schon zu viele bessere Romane dieser Art gelesen.

Mozart
Bach
The Beatles


"Was ist denn verkehrt an richtigen Dingen?"
(S.41)


Sehr emotional und doch konnte es mich nicht erreichen: Zu kurzweilig  und oberflächlich!

 

"Ich lernte Spaghetti lieben, und Jenny lernte jedes nur erdenkliche Rezept, bei dem Teigwaren so schmeckten, als wären sie was anderes."
(S.98)





"'Jenny! Wir sind regelrecht verheiratet!' 'Jawohl, und jetzt kann ich anfangen, ein Ekel zu werden!'
(S.92)




Und er ist so ungeheuer blase, wenn ich es dann geschafft habe. Ich meine, er hält eben alles bei mir für absolut selbstverständlich."
(S.42)


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog