Alles ist eitel ~ Andreas Gryphius (1658)

 




Du siehst, wohin du siehst, nur eitelkeit auf erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo ietzundt städte stehn, wird eine wiese seyn,
Auf der ein schäfers kind wird spielen mit den herden;

Was itzundt prächtig blüth, sol bald zertreten werden;
Was itzt so pocht und trotzt ist morgen asch und bein;
Nichts ist, das ewig sey, kein ertz, kein marmorstein.
Jetzt lacht das glück uns an, bald donnern die beschwerden.

Der hohen thaten ruhm muß wie ein traum vergehn.
Soll denn das spiel der zeit der leichte mensch bestehn?
Ach, was ist alles diß, das wir vor köstlich achten,

Als schlechte nichtigkeit, als schatten, staub und wind,
Als eine wiesen blum, die man nicht wieder find't!
Noch wil, was ewig ist, kein einig mensch betrachten.

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