Aha! Eis, das brennt - und andere verblüffende Phänomene [Rezension]

 


"Klima ist das, was man erwartet, Wetter ist das, was man bekommt."
(Klimaforscher Larry Gates)




Titel: Aha! Eis das brennt- und andere verblüffende Phänomene
Autor: Lothar Frenz
Verlag: Rowohlt
Seiten: 201
Erscheinungsjahr: 2011(2010)
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Sonja Häußler
ISBN: 978-3-499-62611-1
Genre: Sachbuch, Wissenschaft, Natur, Zeitgeschehen
Art: Flexibler Einband

"Neben der erfolgreichen Spezies Mensch zu überleben, ist nicht für alle Tierarten leicht: Einige aber haben eine geschickte Überlebensnische gefunden - und sich einfach unentbehrlich gemacht. 
(S.165) 



Lothar Frenzel ist dem einen oder anderen vielleicht aus Fernseh-Dokumentationen bekannt, ganauer gesagt aus der Wissenssendung [W] wie Wissen. Es ist nun schon viele Jahre her, dass ich dieses Buch im Mängelexemplar-Korb einer Buchhandlung aufgestöbert habe. Und nochmal einige Jahre mehr, dass es erschienen ist. 
In Bereiche (wie Klima, Energie, Mensch, Tiere, Meer, Wald...) aufgeteilt hat es sich der Autor zur Aufgabe gemacht, auf menschliche Errungenschaften, Fortschritte und Fehler hinzuweisen. Besonders auf die Fehler in Beziehung mit unserer Umwelt. Dazu werden einige eindrucksvolle, anschauliche und erschreckende Beispiele aufgeführt.

"Wenn dazu noch weitere dezentrale erneuerbare Energien kommen, Wind und Wasserkraft, ausgewählte Biomasseprojekte, Erdwärme oder Solarstrom von Dächern, dann kann die Energieversorgung der Menschheit einmal ganz anders aussehen. Noch nicht heute, noch nicht morgen, aber vielleicht schon übermorgen. Das wäre eine wirklich sonnige Zukunft.
(S.89) 




Ich war hochgradig überrascht, wie aktuell die Situation ist, die in diesem Buch, das vor zehn Jahren geschrieben wurde, angesprochen wird. Und das ist erschreckend, seien wir mal ehrlich!

Direkt im ersten Kapitel ist mir diese Aktualität schon aufgefallen, wobei es sich hierbei um eine zufällige handelt: Im Kapitel Mensch ist von Pandemien die Rede. Zum Zeitpunkt des Erscheinens (2010) war Sars acht/neun Jahre zuvor ein Thema. Im Buch ist die Rede davon, dass eine weitere globale Ausbreitung eines Krankheitserregers gar nicht so unwahrscheinlich ist und schwerwiegende Auswirkungen haben kann. Jetzt haben wir den Salat! Da musste ich ehrlich gesagt schon ein bisschen schmunzeln...

Aber ansonsten ist es gar nicht lustig, dass zehn Jahre alte Zustände und klimapolitische Standpunkte von gestern sein könnten. Ich würde ja jetzt sagen, dass das Buch einem die Augen öffnet. Das tut es zwar, aber wenn das noch nötig ist, dann Prost Mahlzeit! Viel mehr schüttet es weiteren Sand in die schon geöffneten Augen, damit wir endlich unseren Arsch hochkriegen.

Dabei ist das Buch keineswegs appelativ, sondern beschränkt sich auf das Sammeln von Fakten, aus denen sich der Leser dann ganz persönliche Bedeutungen herausziehen kann. Vieles von dem, was Lothar Frenzel hier erwähnt, war mir bewusst. Aber ebenso viel war völlig neu und überraschend. Das Wort "Aha!" passt wie die Faust aufs Auge. Ich hoffe, dass ich auch nur einen Bruchteil im Kopf behalte. Das wäre schon toll!

Der Schreibstil ist flüssig, anstandslos verständlich und deutlich. Einen besseren kann man sich für ein Buch dieser Art nicht wünschen. Ganz gut gepasst haben auch die Abbildungen und die bunt eingerahmten Kästen, die Beispiele vom Fließtext abgesondert haben. 
Eine ganz klare Leseempfehlung für jedermann!
 
Was sich übrigens anbietet: Beim Lesen immer mal wieder googlen, wie es um die Zahlen heute steht. Dann kommt man aus den "Aha!"s und "Ohjee!"s gar nicht mehr raus!


"So gesehen macht es aus Wasserspargründen einen großen Unterschied, ob man rindfleisch- oder Hühnersuppe kocht: Der Wasserverbrauch zur Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch liegt bei 15455 Liter, für ein Kilo Huhn nur 3900 Liter."
(S.124)



Absolute Überraschung! Auch wenn es schon zehn Jahre alt ist, wirkt es erschreckend aktuell und angesichts der aktuellen Lage sehr passend!

"Jeder Erdenbürger - die Studie rechnet für diesen Zeitraum mit durchschnittlich acht Milliarden, denn bis 2050 kommen ja noch viele dazu- darf demnach zwei Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausstoßen. Heute trägt aber- im globalen Durchschnitt gesehen - jeder Mensch 4,6 Tonnen jährlich zur Klimaerwärmung bei; der umweltbewusste Deutsche zehn Tonnen, der Amerikaner 20. Auf ein Jahr umgerechnet hat jeder Deutsche sein Konto schon ab Mitte März überzogen, Amerikaner schon ab Anfang Februar."
(S.67)





"Demnach hat, wer im 21. Jahrhundert in Deutschland geboren wird, sowieso eine 50-prozentige Chance auf 100 Jahre Lebenszeit.
(S.38)




"Für den zivilisierten Menschen ist er ein Mythos: der Inbegriff von Wildnis und unberührter Natur, von Fressen und Gefressenwerden. Ein breiter Gürtel tropischen Regenwaldes zieht sich entlang dem Äquator um den Globus, immer feucht und gleichbleibend warm. Als einer der ältesten Lebensräume der Erde beherbergt der Regenwald nicht nur einen unvergleichlichen Artenreichtum, skurrile Tiere, wundersame Pflanzen und bislang unbekannte Arzneistoffe. Vielleicht haben uns die alten Indianer Amazoniens sogar einen Schlüssel zur Lösung der Klimafrage beschert.
(S.127)

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