Als die Musik in Deutschland spielte [Rezension]

 


"Alles, was man tun muss, ist, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen"





Titel: Als die Musik in Deutschland spielte - Reise in die Bachzeit
Autor: Bruno Preisendörfer
Verlag: Galiani
Seiten: 496
Erscheinungsjahr: 2019 
ISBN: 978-3-869-71190-4
Genre: Sachbuch
Art: flexibler Einband


"Das Barock ist schwülstig, aber auf mathematisch stringente Weise, seine Überladenheit folgte geometrischen Prinzipien.”



Wie die Familie Bach im Alltag lebte, Händel sich kurieren ließ und Telemann sein Geld anlegte: Bruno Preisendörfers Zeitreise führt in die Zeit der Fürstenfeste und Bauernhochzeiten, der Stadtpfeifer und Bierfiedler, der Kaffeehäuser und Kastraten – nämlich ins Barock.

Das Deutschland, in das wir diesmal mit Bruno Preisendörfer reisen, war erfüllt von der Musik tausender Hoforchester, Kirchenorgeln und Chöre, ob zur Unterhaltung des Adels, zu jedem Gottesdienst oder auf den Dorffesten der einfachen Leute – immer wurde gefiedelt, geflötet und getrommelt. Und es wurde komponiert: Musik, die bis heute weltweit die Menschen beeindruckt und berührt. Bruno Preisendörfer nimmt uns mit in das Leben der Menschen im Barock, in die Zeit der großen Komponisten Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann.

Wir tauchen ein in den Alltag der Leute, erfahren von ihren Freuden und Lastern. Beinahe alle großen Themen des Lebens finden sich in diesem Buch – wie wurden etwa Ehen angebahnt, wer durfte überhaupt wen heiraten und wie hielt man es mit der Kindererziehung? Auch die neuesten Moden und Erfindungen der Zeit kommen nicht zu kurz: Gebratene Singvögel zum Abendessen, Blumenzwiebeln als Spekulationsobjekte, Tabak für die Männer, Kaffee für die Frauen, Tanz, Bier und Schnupftabak für alle. Und immer spielt die Musik, mit ihren verschiedenen Vorzeichen zwischen religiösem Pflichtbewusstsein, Dienstbarkeit gegenüber dem Adel und einfachem Vergnügen, eine Hauptrolle.

“Johann Sebastian Bach trank Bier, liebte den Wein und schätzte den Most.” 





Auch wenn die Cover dieser "Reihe" alle unterschiedlich sind, gleichen sie sich doch so sehr, dass sie als Erkennungszeichen angesehen werden können. Ich mag es! In der Buchhandlung fallen sie mir immer sogleich auf.

Es ist schwer festzumachen, wo die Handlung spielt und von wem sie handelt, denn ganz klar steht das Zeitalter um Bach (17. Jahrhundert) im Vordergrund. Wir dürfen Mäuschen spielen und den Menschen (vielen bekannten Größen vor allem der Musik) bei ihrer Arbeit und im Alltag über die Schulter schauen. Genau so fühlt es sich auch an. Allerdings muss man aufpassen, dass einem bei dem ständigen Szenewechsel nicht übel wird. 
Ich habe dennoch die Tendenz bemerkt, dass Bach und seine Bekannten, Kollegen genauer unter die Lupe genommen werden, wobei auch andere Bereiche wie Kunst, Literatur und das tägliche Leben eine Rolle spielen.
OMG! So viele Details und Themenwechsel! Ich kann leider nur noch sehr wenig wiedergeben, wobei der Schreibstil noch sein bestes dazu beigetragen hat. Preisendörfer hat es geschafft, dass das Ganze durch die vielen spannenden Anekdoten und erklärten Zusammenhänge gar nicht so langweilig ankommt wie man meinen könnte. Auch die zahlreichen Zitate, von denen man so wahrscheinlich eher weniger gehört haben dürfte, lockern die Seiten auf. Manchmal war es mir dann aber auch zu viel des Guten. 

Es ist sehr angenehm zu lesen, wie man wirklich durch die Zeit reist und hautnah dabei sein kann ohne von den Handelnden in der Vergangenheit bemerkt zu werden. Nicht alles muss sich genau so zugetragen haben, wobei ich auch nicht das Gefühl habe, dass irgendwas aus dem Himmel gesponnen ist, da der Autor hauptsächlich mit Zitaten arbeitet.


Ich weiß gerade gar nicht mehr, wer das Buch gesprochen hat, auf jeden Fall habe ich es als sehr angenehm empfunden und habe die Sprechmelodie als heiter in Erinnerung. Durch die zahlreichen Zitate und Detailverliebtheiten Anekdoten war es aber auch notwendig, dass eine erheiternde Stimmung geschafft wird. Eine monotone Leseweise hätte auch den größten Geschichtsfernatiker zum Einschlafen gebracht. 
Trotzdessen sind meine Gedanken regelmäßig abgeschweift, weil meine Aufnahmefähigkeit nun mal eine Grenze hat. 


“ Meine erste Begegnung mit Bach war wenig glücklich. Sie erfolgte im Musikunterricht der Mittelstufe.”




Sehr informativ und wirklich wie eine Zeitreise, aber man wird förmlich überflutet mit Details!





"Ich habe fleißig sein müssen. Wer ebenso fleißig ist, der wird es weit bringen können."
(Johann Sebastian Bach)



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