Daddy Langbein [Rezension]


"Nun habe ich zum ersten Mal die Gelegenheit, Jerusha Abbott kennenzulernen. Ich glaube, ich werde sie mögen. Glaubst Du, Du wirst das auch?" 




Titel: Daddy Langbein
Autor: Jean Webster
Verlag: Anaconda
Seiten: 187
Erscheinungsjahr: 2018 (1912)
Übersetzung: Aus dem Englischen von Marion Herbert
ISBN: 978-3-7306-0599-8
Genre: Briefroman, Roman des Lebens
Art: fester Einband

"Er hat seine Hand auf deine Wange gelegt und gesagt, du seist Wunder. In dem Moment hast du die Augen geöffnet. Und ich hätte schwören können, dass du verstanden hast.
(S.23) 



Die junge Jerusha kann wunderbar schreiben, deshalb schickt ein reicher Gönner das Waisenkind aufs College. Er erwartet dafür jeden Monat einen Brief, in dem das Mädchen über über ihre Fortschritte berichtet. Da ist Jerusha ganz in ihrem Element: freimütig und frech, voller Beobachtungsgabe und übersprudelnder Fantasie schildert sie dem ihr unbekannten Mann, den sie Daddy Langbein nennt, wie sie vorankommt und was sie bewegt. Und ihr Leben steckt voller Überraschungen! Seit Generationen wird die temperamentvolle Heldin von jungen Leserinnen geliebt.

"Er sah ganz eindeutig aus wie ein riesiger, wankender Weberknecht, ein richtiger Daddy Langbein.
(S.10) 



Dieses Buch hat mich vom Umschlag bis zur  letzten Seite einfach nur verzaubert und gehört ganz sicher ab jetzt zu meinen liebsten. Wobei ich ja gestehen muss, dass ich es schon vor vielen Wochen gelesen habe, es nur nicht geschafft habe, diese Rezension zu schreiben. Trotzdem ist mir die Geschichte und mein Eindruck so gut in Erinnerung geblieben, dass ich ihn hier positiv hervorheben kann. 
Jerusha tanzt sich schon auf den ersten Seiten durch ihre Quirligkeit und ihren Charme sogleich in das Herz des Lesers. Ihre Briefe an den sagenumwobenen Gönner, ja, hierbei handelt es sich um einen  Briefroman, triefen an lustigen Formulierungen, die mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.
Außerdem wird zusätzlich eine Spannung aufgebaut, da man natürlich wissen will, wer der Herr mit den langen Beinen nun ist. Das Ende ist ab einer bestimmten Stelle zwar schon aus der Ferne ausmalbar, aber trotzdem herzallerliebst.
Dieses Buch kann es mit dem Charme in Lucy Maud Montgomerys Romanen, besonders mit Emily, aufnehmen.. Zweifellos!

"Da ich nun sicher weiß, dass Du meine Briefe liest, werde ich sie viel interessanter machen, sodass sie es verdienen, mit einem roten Band umwickelt in einem Safe aufbewahrt zu werden- nimm nur bitte den einen schrecklichen heraus und verbrenne ihn. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Du ihn je noch einmal liest.
(S.49) 


Köstlich!


"PS Heute Morgen habe ich in den Spiegel geschaut und ein nagelneues Grübchen gefunden, das ich noch nie gesehen hatte. Sehr merkwürdig. Was glaubst Du, wo es herkommt?
(S.61)




"Wenn du das nächste Mal von mir hörst, bin ich also ganz und glücklich- oder in Einzelteilen.
(S.47)



"Ich habe ein bisschen gelächelt und geantwortet: Nein, bei mir ginge es. Gegen die Krankheit Heimweh bin ich jedenfalls immun! Oder hast Du etwa schon mal gehört, dass jemand Waisenhausweh hätte?
(S.23)

"Die Hälfte der Zeit habe ich keine Ahnung, wovon die Mädchen sprechen; ihre Scherze scheinen sich auf eine Vergangenheit zu beziehen, die alle außer mir gemeinsam haben. Ich bin eine Fremde in dieser Welt und verstehe die Sprache nicht.
(S.28)

"Manchmal überkommt mich eine schreckliche Angst, dass ich kein Genie bin.
(S.51)

"Jeder kann eine Krise meistern und angesichts einer niederschmetternden Tragödie Mut beweisen, aber den kleinen Tücken des Alltags mit einem Lachen zu begegnen- ich glaube wirklich, dafür braucht man Esprit.
(S.54 f.)

"Oh, ich sage Dir, Daddy, wenn wir Frauen unsere Rechte bekommen, müsst ihr Männer einen Zahn zulegen, um eure zu behalten.
(S.73)

"Aber Julia hat kein bisschen Taktgefühl, und für Männer braucht man, wie ich feststelle, eine Menge davon. Sie schnurren, wenn man sie richtig streichelt, und fauchen, wenn nicht.
(S.82)

"Weißt du, Daddy, ich glaube, die wichtigste Eigenschaft der Menschen ist Fantasie.
(S.100)

"Das Land nach einer Woche Regen ist der Himmel.
(S.109)

"Die Welt ist voll von Glück, und es gibt genug für jeden, wenn man nur bereit ist, die Art von Glück anzunehmen, die sich einem bietet.
(S.120)

"Es gibt nur zwei Methoden, um einen Mann zur Vernunft zu bringen: Man muss ihm entweder schmeicheln oder unangenehm werden. Ich halte es für unter meiner Würde, Männern zu schmeicheln, um meinen Willen zu bekommen. Also muss ich unangenehm werden.
(S.129)

"Ich bin hübsch. Das bin ich wirklich. Ich wäre furchtbar dumm, wenn ich das nicht wüsste, bei drei Spiegeln im Zimmer.
(S.135)

"Ich kenne viele Mädchen, die nie wissen, dass sie glücklich sind. Sie sind das Gefühl so sehr gewohnt, dass ihre Sinne dafür abgestumpft sind, aber ich- ich bin jeden Augenblick meines Lebens ganz sicher, dass ich glücklich bin.
(S.168)

"Ich habe beschlossen, nie zu heiraten. Offensichtlich handelt es sich dabei um einen Verfallsprozess.
(S.174)

"PS Dies ist der erste Liebesbrief, den ich je geschrieben habe. Ist es nicht lustig, dass ich weiß, wie das geht?
(S.187)

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