Heute dreimal ins Polarmeer gefallen [Rezension]



" Ein schöner, klarer Tag mit blauem Himmel und hellem Sonnenschein"





Titel: Heute dreimal ins Polarmeer gefallen
Tagebuch einer arktischen Reise
Autor: Arthur Conan Doyle
Verlag: btb
Seiten: 339
Erscheinungsjahr: 2016 (2013)
ISBN: 978-3-442-71432-2
Genre: Aus dem Leben gegriffen, Autobiographie, Tagebuch
Art: broschierter Einband


" Heute dreimal ins Polarmeer gefallen, doch glücklicherweise war immer jemand in der Nähe, um mich herauszuziehen.
(S.57)



Diese Chance konnte er sich nicht entgehen lassen: Im Frühjahr 1880, er war knapp 21 Jahre alt und studierte Medizin in Edinburgh, wurde Arthur Conan Doyle gefragt, ob er für sechs Monate als Schiffsarzt auf dem Walfänger Hope anheuern wollte. Er wollte - nicht ahnend, dass die Reise ins eisige Polarmeer verborgene Talente in ihm hervorbringen würde: Bald schon war Doyle weniger als Arzt gefragt denn als begnadeter Schütze, der sich unermüdlich an der Jagd auf Robben und Vögel beteiligte und mutig auf Eisschollen hinauswagte (von denen er so oft herunter und ins Wasser fiel, dass der Kapitän ihn den »großen Eistaucher« nannte). An Bord lernte Doyle das endlose Warten auf den Wal kennen, diskutierte über Philosophie und Religion, boxte mit Schiffskameraden und begeisterte sich für eine im Gurkenglas gehaltene Meeresschnecke, die er »John Thomas« taufte - vor allem aber führte er ein Tagebuch, in dem er das Erlebte festhielt, womit er gleichzeitig das Fundament für sein späteres Schreiben legte. Doyles Polartagebuch ist ein einzigartiges Dokument, verfasst in tadelloser Handschrift und ergänzt durch zauberhafte Zeichnungen von Jagdszenen, Schiffen und Meerestieren. Anschaulich und lebendig zeigt es uns jenen abenteuerlustigen und gewitzten Mann, der es später mit seinen Geschichten um Sherlock Holmes zu Weltruhm bringen sollte.


Da meine Medizinkenntnisse denen eines durchschnittlichen Studenten im dritten Studienjahr entsprachen [...], dachte ich oft, wie gut es war, dass meine Dienste nicht wirklich ernsthaft in Anspruch genommen wurden.
(S.14)




Mir gefällt das Cover, obwohl es sehr schlicht ist. Es strahlt Eleganz aus und passt außerdem zum Thema: Polarmeer. Für Kälte ist somit gleich gesorgt!


Hmm. Es handelt sich um ein Tagebuch. Ich weiß nicht, ob man da wirklich von Story oder einem Plot reden kann. Aber es erfüllt auf jeden Fall das, was es verspricht: Mehr über das Leben und die Reise von Sir Arthur Conan Doyle zu verraten. 
Ich liebe die Art, wie Conan Doyle schreibt! So selbstironisch, heiter. Vielleicht komme ich doch nicht darüber hinweg, seine berühmte Reihe einmal zu lesen...

Manchmal konnte ich nicht glauben, dass all das wirklich wahr sein soll, weil der Autor des Tagebuches es schafft, sich selbst wie eine literarische Figur erscheinen zu lassen. Das finde ich wirklich spannend.

Die ganzen Zeichnungen haben dem Ganzen nochmal eine ganz besondere Note gegeben und auch die beigefügte originale Handschrift. Ich habe mich dem Autor so viel näher gefühlt und sein Humor hat mir gezeigt, dass ein trennendes Jahrhundert keine unüberwindbare Mauer darstellt.
Der Autor von Sherlock Holmes war scheinbar ein sehr moderner Mann.

Man kommt sich auf diesem Walfängerschiff vor wie auf einem Piratenschiff. Es geht ziemlich bunt zu und es passieren Dinge, die man nicht unbedingt selbst erleben möchte... Manche Kerle sind sympathisch, manche weniger.

Der Walfang und der Forschungsgegenstand nehmen den Fokus des Tagebuches ein. Wer etwas über Conan Doyles Leben erfahren möchte, sollte sich eine komplette Biographie zulegen, da diese Schiffsfahrt nur einen kleinen Teil dessen ausmacht, aber einen Großteil von ihm beeinflusst. Es hat mir sehr gefallen, so viel über das Leben an Bord und den Umgang der Seefahrer mit- und untereinander zu erfahren.

Wie schon gesagt: Es war eine völlig neue Welt für mich und ich fand Sir Arthurs Leben sehr spannend sowie den Mann als Ganzen sehr sympathisch. 
Hier wird ein großes Abenteuer beschrieben, das sehr unheimlich und moralisch auch nicht vertretbar zu sein scheint. Und trotzdem habe ich mich beim Lesen innerlich nach einem Abenteuer dieser Größe gesehnt.


" Der Wal hat ein kleines Auge, wenig größer als das eines Stiers; doch den stummen Protest, den ich in einem von ihnen las, als das Tier in Reichweite meiner Hand sein Leben aushauchte, kann ich nicht einfach vergessen.
(S.21)






Ein wahnsinnig spannender Mann! 



Liebste Ma'am hier bin ich, gesund und kräftig und hässlich wie eh und je, vor der Insel Jan Mayes im nördlichen Polarkreis.
(S.60)






Den ganzen Tag Sturm. Nichts zu tun, und genau das taten wir.
(S.129)



Jack's Yarn 
Goodbye fare-thee-well
Steam Arm
The mermaid
Her bright Smile haunts me still
The Sea~ Bryan Waller Procter
The stormy petrel~ Bryan Waller Procter

 

" Ehrenwort, Colin, er ist der beste Arrrzt, den wir je hatten! Er hat mir ein blaues Auge verpasst!
(S.15)

"Wie könnte man euch Kälte und mangelnde Gastfreundschaft vorwerfen, meine armen Eisfelder? Ich habe euch in Flaute und Sturm erlebt und nenne euch warmherzig und freundlich. Euren schaukelnden Eisbergen mit ihren fantastischen Formen wohnt ein drolliger, grimmiger Humor inne. Eure Eisschollen sind jungfräulich und rein, auch wenn sie zuweilen jemanden unaufgefordert in die Zange nehmen. Ja, ihr seid jungfräulich und zieht viel zu oft den bescheidenen Nebelschleier über eure Reize.
(S.135)

"In meinem Herzen bin ich bei jenem alten, grauhaarigen Walfangkapitän, der, als man ihn auf dem Sterbebett kurz allein ließ, in seinem Nachtgewand davontaumelte und von seinen Krankenschwestern weit abseits seines Hauses gefunden wurde, wo er immer noch murmelte, er wolle 'nach Norden vorstoßen' ".  
(S.231) 

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