Mansfield Park [Rezension]


" Wir haben alle einen besseren Ratgeber in uns, wenn wir ihm nur Gehör schenken wollen, als jeder andere Mensch es sein kann."



Eckdaten



Titel: Mansfield Park
Autor: Jane Austen
Verlag: Anaconda
Seiten: 495
Erscheinungsjahr: 2011 (1814)
ISBN: 978-3-86647-707-0
Übersetzung: Aus dem Englischen von Margit Meyer
Herausgegeben und Nachwort von Klaus Udo Szudra
Genre: Roman des Lebens, Historienroman
Art: fester Einband






" […]an einem schönen Tag im Schatten sitzen und ins Grüne sehen ist das vollkommenste Labsal.
(S. 114)






Inhalt


Fanny Price ist das älteste Mädchen unter einer großen Anzahl Kinder. Ihre Tante und Ihr Onkel wollen der Familie unter die Arme greifen, indem sie Fanny in ihre Obhut nehmen.

So kommt die 10-jährige nach Mansfield Park, das Anwesen von Sir Thomas Bertram. Während sie von der anderen Tante, Mrs Norris und den beiden Töchtern Lady Bertrams, Maria und Julia, niederträchtig behandelt und vom älteren Sohn Tom gar nicht beachtet wird, ist Edmund ihr eine treue Seele. So wächst sie still, schüchtern und ungeachtet heran.

Mittlerweile ist Fanny 18 und empfindet heimlich etwas für ihren Cousin Edmund, während dieser nur Augen für Lady Crawford hat, die zusammen mit ihrem Bruder Henry bei den Nachbarn zu Besuch sind. Doch die Dame ist eigentlich Tom angedacht.

Henry macht abwechselnd Maria und Julia schöne Augen, obwohl Maria bereits andersweitig verlobt ist. All diese Verstrickungen ergeben sich, während die junge Gesellschaft in Abwesenheit des Hausherrn ein Theaterstück einstudieren. Nur Fanny vertraut auf ihr Gewissen und macht nicht mit, was Sir Thomas ihr hoch anrechnet, nachdem er überraschenderweise früher zurückkehrt. Da wird dem Treiben ein Ende bereitet. Henry Crawford taucht ab und Maria heiratet und nimmt ihre Schwester mit auf Reise.

Henry Crawford ist aber auf einmal wieder da und macht Fanny den Hof, er ist von ihrer Sanftheit überwältigt. Doch diese schlägt seine Bitten aus, da sie ihn für sein Tächtel-Mächtel verachtet und deswegen auch an seiner Ernsthaftigkeit und seinem Charakter zweifelt, so gütig und beharrlich er ihr auch die Gunst erweist. 
So hat er zum Beispiel ihrem geliebten Bruder William zur Beförderung verholfen. 
Doch Fanny bleibt zum Unverständnis ihrer Umgebung stark, denn es kommt noch hinzu, dass ihr Herz bereits unglücklich vergeben ist...




" Ach, kommen Sie mir nicht mit Ihrer Uhr. Eine Uhr geht immer vor und nach. Ich kann mich nicht von einer Uhr beherrschen lassen.
(S. 113)


Meine Meinung


Zu Anfang, das gebe ich zu, hat mich das Buch gelangweilt. Fanny war nicht so lebhaft wie Elisabeth oder Emma. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie wie die anderen beiden Protagonistinnen ein emanzipatorisches Feuer verbreiten könnte. Noch schlimmer: Ich wollte absolut nicht an ihrer Stelle sein, denn es gibt in ihrer Welt nichts verlockendes. Es ist ein gemütliches, aber geradliniges Leben. 

So dachte ich das erste Drittel über. Aber mit der Zeit kam Fannys Scharfsinn immer stärker bei mir an und ihre Zurückhaltung konnte ich mit der Zeit Klugheit nennen. Und spätestens mit Henry Crawford wird klar, wie stur und entschlossen, ja fortschrittlich auch diese Dame für ihre Zeit ist.

Wir haben hier nur ein kleines Ensemble an Figuren, was mich auch erst missgestimmt hat. Aber gerade diese Übersichtlichkeit hat die wesentlichen Verstrickungen und Ansichten der Autoren so deutlich gemacht.

Was mir an diesem Roman Austens besonders gefallen hat, ist nicht nur das tiefgreifende Nachwort, sondern auch die idyllische und detailreiche Beschreibung von Mansfield Park. Wirklich sehr liebevoll!

Alles in allem ist das Werk eher unauffällig, aber nicht weniger fortschrittlich in Gedanken und Sprache. Was bei Jane Austen jedoch immer auffällt, ist, dass sie sich ihrer eigenen Zurückgezogenheit wegen immer nur mit einer Gesellschaftsschicht beschäftigen kann und auch ihre Figuren meist nur in häuslicher Umgebung zusammenfinden. Diese doch eingeschränkte Perspektive muss man hinnehmen. Das ist quasi ihr Markenzeichen.

Was mir hier gegen Ende aufgefallen ist, dass sich die Autorin selbst zur Erzählung bekennt und in ihr hervortritt, Einblick in ihre Autorentätigkeit gibt. Das hat mir gut gefallen!





" Selbstsucht muss man […] immer verzeihen, weil keine Hoffnung auf Heilung besteht.
(S. 82)


Fazit


Ein Roman, der leise beginnt und laut endet!



" Hier ist Ruhe. Hier ist, was Malerei und alle Musik nicht erreichen und die Poesie bestenfalls zu beschreiben versuchen kann! Hier ist, was alle Sorgen lindern und das Herz in Entzücken versetzen kann! Wenn ich in eine solche Nacht hinausschaue, habe ich ein Gefühl, als könne es weder Schlechtigkeit noch Leid auf der Welt geben; und sicherlich gäbe es weniger von beidem, wenn man sich mehr von der Erhabenheit der Natur leiten ließe und die Menschen durch die Versenkung in einen solchen Anblick mehr über sich selbst hinausgehoben würden.
(S. 134)



Wertung







" Ich finde, wir nutzen unsere Zeit entschieden besser, wenn wir hier gemütlich unter uns sitzen und nichts tun.
(S. 216)




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