Thomas Mann- Eine Biographie [Rezension]


" 'Wenn ich einen Wunsch für den Nachruhm meines Werkes habe, so ist es der, man möge davon sagen, dass es lebensfreundlich ist, obwohl es vom Tode weiß.' "




Eckdaten


Titel: Thomas Mann- Eine Biographie
Autor: Roman Karst
Verlag: Focus Edition; Dietrichs
Übersetzung: Aus dem Polnischen von Edda Werfel
Seiten: 341
Erscheinungsjahr: 2006
ISBN: 978-3-7205-2866-5
Genre: Biographie
Art: fester Einband



" 'Wenn Bescheidenheit nicht aufhörte, eben Bescheidenheit zu sein, indem sie sich ihrer selbst rühmte, so würde ich mich einen bescheidenen Menschen nennen.'
(S. 307)



Inhalt



Ich kann hier natürlich nicht den ganzen Inhalt aus Thomas Manns Leben reproduzieren, das wir hier sehr ausführlich von der Pike an bis zum Sterbebett erzählt bekommen.

Interessant für den ein oder anderen könnte sein, dass diese Biographie auch ganz stark mit Manns Werken arbeitet und hilft, ein übergeordnetes Verständnis für die Hintergründe der Werke zu schaffen. Man darf keine Interpretation bis ins kleinste Detail erwarten, aber es werden auch Zusammenhänge beleuchtet, die einem z.B. nach Lesen der Buddenbrooks so noch nicht klar waren. Dabei wird nicht nur auf die größten Werke eingegangen, sondern auch auf Novellen und Reden, politische Initiativen, von denen man vorher noch nicht gehört hat.



" 'Was er begreifen lernt […], ist, dass alle höhere Gesundheit durch die tiefen Erfahrungen von Krankheit und Tod hindurchgegangen sein muss, sowie die Kenntnis der Sünde eine Vorbedingung der Erlösung ist.
(S. 101)


Meine Meinung


Das Buch hat mich fast zwei Monate begleitet. Es lässt sich wirklich nicht schnell lesen, jedenfalls nicht so, wie ich Lesen verstehe.
Was ich aber nicht schlimm finde, weil ich so mehr mitgenommen habe. Biographien sind wie ein Studium und ein Studium muss langwierig sein, um nachhaltig und intensiv zu sein.

Ich finde es lustig, dass ich die Übersetzung der Biographie eines polnischen Verfassers lese, um etwas über einen deutschen Autor zu lesen.

Aber eigentlich fühlte es sich ohnehin eher so an, als hätte Thomas Mann es selbst geschrieben, weil auf jeder Seite mehrere Zitate des Autors selbst zu finden sind. Das liegt zum einen an der Sache selbst: Eine Biographie über einen Autor bringt nun mal mehr schriftliche Quellen mit sich. Zum anderen zeigt es, dass Thomas Mann gerne über sich selbst geschrieben hat.

Bis zuletzt war ich mir nicht sicher, wie ich zu Thomas Manns Person stehen soll. Auf der einen Seite hatte er sehr soziale Ansichten, war sehr ambitioniert und unglaublich talentiert. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob es nur so rüberkam, dass er überdurchschnittlich von sich überzeugt war. Gegenüber seiner Familie wirkte er den Beschreibungen nach immer etwas kalt.
Aber hier soll es natürlich nicht um eine Bewertung seiner Person gehen, sondern um das Werk über sein Leben.
Dazu kann ich sagen: Roman Karst hat genau das Gegenteil gemacht: Er gerät total in den Hintergrund und lenkt den Fokus auf Thomas Mann, sodass der Leser ihm wirklich nahe kommt.
Das nenne ich gute Recherchearbeit!

Wie schon erwähnt: Einfach ist das Buch nicht geschrieben, aber dann würde es Thomas Mann auch nicht gerecht werden. Den Schreibstil würde ich fachlich und angemessen nennen, die Übersetzung gelungen.

Das Wichtigste: Ich habe jetzt einen guten Überblick über Manns Werke und sein Leben!





" 'Nun fühlt man sich im Lichtbereich eines ungeheuren Scheinwerfers, in ganzer Figur sichtbar der Öffentlichkeit, mit Verantwortung belastet für die Verwendung der Gaben, die man unklug genug war der Mitwelt zu verraten.'
(S. 58)


Fazit


Ich habe mehr geliefert bekommen, als ich mich überhaupt vorher gefragt habe!



" Bücher haben ihren eigenen Willen.
(S. 44)



Wertung



" 'Aber beschämend ist es doch, dass das Leben sich eine andere kosmische Unterkunft wird suchen müssen, weil es auf Erden vollkommen fehlgeschlagen ist. Oder gibt es vielleicht für das Leben, weil es das Leben ist, überhaupt keinen rechten Weg?'
(S. 244)





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