Lektion Nr. 3 [Erlebtes Lesen]



Es ist schon fast nervig, wie oft wir Buchliebhaber gefragt werden, wie schnell wir eigentlich lesen können. Viellesen wird meistens mit Schnelllesen verbunden und natürlich haben sie damit Recht: Wenn man eine Tätigkeit oft genug wiederholt, bekommt man immer mehr Übung und wird bestenfalls auch immer besser darin. Und so ist es auch beim Lesen. Man vermag immer schneller sich einen sinnvollen Weg durch das Labyrinth an Buchstaben und Interpunktionen zu bahnen.
Jedoch betrachte ich das Lesen ungern aus dieser doch technischen Perspektive.

Aus welcher dann?

Für mich gibt es keinen Grund durch ein Buch zu hetzen. Es ist natürlich schön, wenn man auf einen Monat zurückblicken kann, in dem man viele Bücher gelesen hat, aber nicht für den Preis, durch jede Welt nur so geflüchtet zu sein.

Deswegen möchte ich euch einen Rat mit auf den Weg geben: Macht Pausen beim Lesen, verweilt länger auf einer Seite oder bei einem Buch, als ihr meint, dass ihr es euch für eine gute Lesestatistik leisten könnt und lasst euch vorallem durch Schnellleser nicht verunsichern.

Ich habe es mir sogar angewöhnt, bei guten Büchern extrem langsam zu lesen. Besonders an Stellen, die mich berühren oder die für die Handlung eine Schlüsselrolle bewahren, neige ich dazu, das Buch kurz zur Seite zu legen und darüber nachzudenken, was gerade passiert ist. 
Ich habe das Gefühl, so viel intensiver in die Geschichte eintauchen zu können. Manchmal erziele ich die gleiche Wirkung durch ein simples Wiederholen eines Satzes, um ihn mir ganz genau einzuprägen.

Ihr müsst natürlich für euch herausfinden, wo ihr Pausen machen wollt. Ich denke, dass ihr es einfach wissen werdet, wenn so viel passiert ist, dass ihr euch ein bisschen Verarbeitungszeit gönnen solltet oder ihr euch danach sehnt, die Handlung kurz bildlich zu visualisieren oder gedanklich nachzuspielen.

Ich möchte noch einmal betonen, dass langsames Lesen wirklich nichts mit einer Leseschwäche zu tun hat. Natürlich können wir auch schnell lesen, z.B. wenn es sich um eine Pflichtlektüre oder ein weniger starkes Werk handelt, von dem wir uns schnellstmöglich verabschieden wollen. Ich kann hier aber nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass mir das Lesen so deutlich weniger Spaß macht.

Manchmal ist es auch ganz lustig zu versuchen, in einer kurzen Denkpause Autor zu spielen und sich zu überlegen, wie man selbst die Handlung fortsetzen würde. Interessanterweise hat man hierbei öfter Recht als man denkt, da viele Handlungen dazu neigen, ihren Autor in eine Sackgasse zu leiten, aber dazu vielleicht später mehr.

Das Fazit ist, dass ihr mit Denkpausen natürlich länger braucht um ein Buch zu lesen, aber es wird euch auch bestimmt besser im Kopf bleiben.
Eine sehr gute Freundin, die auch viel liest, hat mich mal gefragt, warum ich mich an so viele Bücher, die ich mal gelesen habe, noch so lebhaft erinnern kann. Und ich glaube, dass ich ihre Frage mit dieser Lektion beantworten kann.


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