Forbidden [Rezension]

„Wie kann sich etwas so Falsches so richtig anfühlen?“ 


Eckdaten


Titel: Forbidden
Autor: Tabitha Suzuma
Verlag: Oetinger
Seiten: 446
Erscheinungsjahr: 2011
Übersetzung: Aus dem Englischen von Bernadette Ott
ISBN: 978-3-7891-4744-9
Genre: Liebe, kritische Unterhaltung, Jugendbuch
Art: fester Einband



Inhalt


In einem zerüttelten Familienhaus in London gehen alamierende Dinge vor sich:

Ein mittelloser Vater hat seine mittellose Frau und ihre fünf Kinder vor Jahren verlassen. Eine Mutter lässt sich von ihrer schlechtbezahlten Arbeit, ihrer Affäre und dem Alkohol davontreiben und ihre beiden älteren Kinder, den achtzehnjährigen Lochan und die 16-jährige Maya den Haushalt schmeißen und überlässt ihnen auch immer mehr die Erziehung der übrigen drei Kinder.
Eines von ihnen ist auf dem Höchstpunkt der Pubertät angelangt und kann sich nicht umgänglich, aber vielleicht liebebedürftig nennen. Denn die beiden Kleinen beanspruchen ziemlich viel Aufmerksamkeit.

Niemand kann verhehlen: Die Geschwister halten , komme was wolle, zusammen und lieben sich innig. Vielleicht zu innig, der eine oder der andere.

Meine Meinung


Ich bewundere die Autorin für ihren Mut, uns skandalhungrigen Lesern eine so skandalöse Liebesgeschichte aufzutischen und frage mich natürlich, was sie inspiriert haben mag. Aber da habe ich leider nichts zu gefunden, aber das ist auch nicht so wichtig. Was ich auf alle Fälle weiß, ist, dass es sich gelohnt hat, das Buch in die Hand zu nehmen, denn so habe ich in den letzten drei Tagen intensiv über dieses Thema nachgedacht. Liebe unter Geschwistern ist in der Gesellschaft regelrecht ein Tabuthema. Zum einen ist es strafbar, zum Anderen kommt es wahrscheinlich kaum vor. Nur in alten Sagen aus alten Zeiten können wir dieses Phänomen öfter antreffen.

Auch wenn diese Liebe gegen alle Vernunft ist und wir uns vielleicht sogar davor ekeln, weiß ich nun, dass es nicht so schwarzweiß ist, wie man im ersten Moment vielleicht denken mag. Denn wer nimmt sich das Recht heraus, einfach darüber zu urteilen, ob wahre Liebe rechtens ist. Ist es nicht eigentlich schrecklich zwei Liebende zu trennen, obwohl sie niemanden verletzen? Zeugt dies nicht eher von einer Welt voller Hass, die sich von der Liebe anderer nährt?

Tabitha Suzuma hat etwas wirklich Großes vollbracht: Sie hat mich von der Echtheit der Liebe zwischen zwei Geschwistern überzeugt und ich habe mich selbst dabei ertappen können, wie ich sie für immer normaler gehalten habe. Es gab beim Lesen natürlich auch Momente, in denen ich dachte: Wie können sie sich lieben? Auch ich habe sie zwischendurch für "krank" gehalten. Aber es gab auch Momente, in denen ich es mir durch ihr krankes soziales Verhältnis sehr gut erklären konnte. Sie haben eben Vater-Mutter-Kind gespielt. Und darüber hinaus bin ich sogar irgendwann gefragt, was eigentlich (außer genetische Risiken, aber Fortpflanzung unter Geschwistern spielt hier eh keine Rolle) dagegen spricht, dass Geschwister sich ineinander verlieben. Immerhin kennen sie sich, ähneln sich und verbringen viel Zeit miteinander.

Der Schreibstil bewegt sich auf unauffälligen Pfoten, würde ich sagen, aber ansonsten hat das Buch alle Qualitäten, die eine literarische Dramaqueen braucht. Besonders das letzte Viertel hat es in sich. Der ein oder andere möge meinen, dass es an manchen Stellen übertrieben ist und dass das Schicksal es schon ganz schlecht mit ihnen meinen muss, dass so viel zusammen kommt, besonders am Ende. Aber ich denke, dass es auch im Leben manchmal die verrücktesten Dinge gibt und man sich sagt, so wenig abergläubisch man auch sein mag: Das muss jetzt aber Schicksal gewesen sein!

Es war nicht schwer, in die Geschichte einzutauchen, denn die Geschwister haben alle unheimlichen Tiefgang und sind so schön unperfekt in ihrem Alltag, dass man alle fünf nur sympathisch finden kann.

Das einzige was mich gestört hat, ist der Name Lochan. Ich bitte euch: Wer denkt sich so einen bescheuerten Namen aus?!


Fazit


Wenn das nicht zum Nachdenken anstiftet...


" Und die Zeiger der Küchenuhr bewegen sich unaufhaltsam vorwärts, zeigen auf Mitternacht, fangen dann wieder von vorne an, als hätte es den Tag, der gerade geendet hat, nie gegeben.
(S.162)

" Halte noch durch- du kannst auch morgen zusammenbrechen. Bring den Tag morgen hinter dich, du kannst auch am Tag danach aufgeben.
(S.256)



Wertung






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog