Vom Winde verweht [Buch-Film-Vergleich]



Diese Südstaatenromanze ist vielen bekannt und dieses Bild ist wohl das Bekannteste aus dem Film. Im Gegensatz zu diesem kennen die Meisten das Buch nicht. Ich glaube, das kann man verstehen, da es sich um einen Wälzer mit mehr als 1000 Seiten handelt. Deswegen können nur wenige einen Vergleich ziehen. 

Ich habe zuerst das Buch gelesen und dann den Film geschaut, was wohl generell die schlauere Reihenfolge ist. Und da sind mir einige interessante Dinge durch den Kopf gegangen, die dafür sprechen, dass du das Buch lesen solltest, wenn du nur den Film kennst. Solltest du nur das Buch gelesen haben, rate ich dir andererseits, auch den Film hinterherzuschieben. Im Folgenden möchte ich dir meine Gedanken näherbringen, die ich verspürt habe, während ich den Film geschaut habe.

Der erste Eindruck

Ich habe den Film gestartet und dachte erstmal: Läuft dieser Vorspann jetzt den ganzen Film lang? Ein stehendes Bild und eine laufende Symphonie. Und ich wette, dass ich ungefähr fünf Minuten auf diesen Baum in der Dämmerung geschaut habe und mich von einem Orchester betüdeln lassen habe.
Doch dann...

Wechselte das Bild. Endlich!

Auf den ersten Blick merkt man, dass der Film sehr alt ist. Das Bild hat eine geringe Auflösung und auch der Ton war voll von des typischen 30'er-Jahre-Rauschen. Aber genau das ist das Grandiose, was solch alte Filme mit sich bringen. Wer dazu nur denkt: IIIH!, tja, der ist ein richtiger Kulturbanause!!!


Die Handlung

Der Film läuft vier Stunden lang. Das Buch umfasst wie schon erwähnt knapp über tausend Seiten. Man möge denken, dass die Handlung zusammengefasst wurde, den Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Alle Szenen, an die ich mich aus dem Buch erinnere, tauchten auch im Film auf, und zwar in der gleichen Abfolge. Erklären kann man das dadurch, dass die unheimlich vielen und detaillierten Beschreibungen wegfallen, die ein wichtiger Bestandteil des Buches sind. Darunter sind auch einige politische Erläuterungen. Im Film wurde dazu immer wieder ein Fließtext eingeblendet. Und jetzt kommts: Natürlich auch wieder von einer Symphonie begleitet :)

Aber etwas wurde durchaus im Film rausgelassen, was ich sehr schade fand und auch nicht verstanden habe: Scarletts beiden Erstgeborenen, Wade und Ella. Sie standen zwar nicht im Vordergrund der Handlung und jetzt mit etwas Abstand wird mir auch klar, dass mit ihrer Abwesenheit das dritte Kind, die allseits geliebte Bonny mehr in den Vordergrund geriet, aber es war trotzdem wichtig, damit man versteht, warum auch Scarlett zu ihrem dritten Kind eine engere Bindung hat. Auch dass sie von jedem ihrer Männer ein Kind hat, ist wie ein roter Faden, der sich durch das Buch gezogen hat. Schade, dass die Kinder nicht im Film inkludiert waren :(

Was am Anfang der Vorspann war, war in der Mitte eine Pause wie im Kino, nur dass sie hier im Film eingebaut war und- ich lass euch raten: Von einer Symphonie begleitet wurde.

Was mir im Film ganz besonders positiv aufgefallen ist, dass die Figuren viele Textstellen aus dem Buch wortwörtlich wiedergeben. Das war schon stark. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich eines meiner liebsten Zitate wiederentdeckt habe.

Die Figuren

Oh ja, in dem Moment, in dem ich Scarlett auf der Leinwand gesehen habe, da ist mir genau dies durch den Kopf gegangen: Sie entstammt aus meiner Vorstellung. Sie war wirklich gut getroffen. Zumindest ihr Äußeres und ihre Art zu reden. Sie wirkt auch genauso stark, doch was mich ebenso stark irritiert hat, war, dass sie so gut wirkte. Jetzt vielleicht nicht wie ein Engel, aber doch wie eine gutherzige Seele und dem ist im Buch nicht so. Sie hat natürlich auch im Film Dinge getan, die eine Dame nicht täte, aber es kam immer so mitleidserregend rüber. Als hätte die arme Scarlett gar keine andere Wahl gehabt, als fernab vom richtigen Wege zu handeln und doch nur das Beste im Sinn gehabt.
Auf der anderen Seite hat diese Darstellung aber auch eine neue Sich geboten: Vielleicht denkt Scarlett in Wahrheit ja doch nicht immer so schlecht wie man als Leser vermutet. Vielleicht steckt hinter der Schale ja doch ein weicher Kern.

Rhett Butler, der Millionen den Kopf verdreht hat und nicht nur Scarlett, ist auch mein persönlicher Favorit, weil er einfach einfavh unheimlich tief geht als Charakter. Er ist verwegen und düster, auf der anderen Seite strahlt er aber auch so einiges mehr aus viele andere Personen (Siehe z.B: Ashley Wilkes). Seine Liebe zu Scarlett ist von so liebevoller Art. Und auch er sieht meinen Vorstellungen recht ähnlich, wobei ich mir seinen Schnurrbart nie im Leben erträumt hätte...

So, und in welchem Licht wollen wir den lieben Ashley stehen lassen?
Boah, ich war echt enttäuscht, als ich ihn gesehen habe, nachdem Scarlett die ganze Zeit hinter ihm her war und im Buch immer wieder seine angebliche Schönheit angepriesen worden war. Und dann ist er auch noch so weich und wird dick in Watte gepackt. Mit ihm konnte ich leider nicht warm werden, aber das war im Buch auch schon so.

Und seine engelsgleiche Frau Melanie... Sie wirkte im Buch so zerbrechlich, weswegen ich mir auch ihre Gestalt elfenhaft vorgestellt habe, aber nichts da. Im Film wirkte sie viel bodenständiger und überraschend stark, und zwar schon vor dem Zeitpunkt, zu dem auch im Buch ihre Stärke ans Licht befördert wird. Äußerlich wirkt sie auch viel robuster, als ich es mir je hätte denken können.

Mammy, die im Buch immer an Scarletts Seite ist, scheint diese auch im Film zu verfolgen, ist aber gar nicht so oft im Bild wie man jetzt denken könnte. Dafür ist die Sklavin Prissy mehr im Vordergrund, kommt aber ziemlich dümmlich rüber. Allgemein ist mir aufgefallen, dass sich die Sklaven im Film nicht richtig ausdrücken können und ich frage mich, ob das wirklich notwendig war. Aber was solls, diese Darstellung ist nun wirklich ans Buch angelehnt.

Ein besonderer Effekt

Es ist nicht schwer, herauszubekommen, welchen Effekt ich meine.
Im Film sind besonders die Kriegsszenen in ein bedrohliches rotes Licht getaucht, sodass man denken könnte, der Himmel würde verglühen. Ob das die langen, blutigen Erläuterungen der Kriegsgeschehnisse im Buch ersetzen kann, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall hat es zu einer deckungsgleichen Atmosphäre beigetragen!


Mein Fazit

Es gibt wirklich wesentliche Unterschiede, aber grundliegende Wesenszug des Epos geht auch durch die Übersetzung von einer Medie in eine andere nicht verloren. Also such dir den Zugang, der dir am besten liegt, hauptsache diese charmante, bewegende Geschichte wird dir nicht entgehen!

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