Morgen [Aus Amiras Gedichtesammlung]

Die Wolken hingen noch tief und grau,
der Himmel war vereist.
Die Menschen unten dumm wie schlau,
fühlten ihr Leben stark entgleist.

Ein alter Mann, dem Tod geweiht,
lag er in seinem Sterbebett,
Ein Junge, gerad' erst in der Lieb' entzweit,
war schon gesprungen, es ist zu spät.

Unter der Brücke, neben der sein Leichnam war,
wimmelte es an Heimatlosen.
Sie waren krank, sie fühlten rar,
Sie pfiffen auf die Almosen.

Und durch das Küchenfenster nebenan fiel Sonne ein.
Beim Frühstück wurd' eine Mutter von ihrem Kind gefragt:
"Mama, wird morgen schönes Wetter sein?"
Die Sonne verzog sich, alles und doch gar nichts war gesagt.

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