Die Frau des Zeitreisenden [Rezension]

Eckdaten

Titel: Die Frau des Zeitreisenden
Autor: Audrey Niffenegger
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit
Verlag: S. Fischer
Seiten: 456
Erscheinungsjahr: 2004 (2003)
ISBN: 978-3-942656-68-9
Genre: Roman des Lebens, Liebe
Art: gebunden

Inhalt

Das Leben Clares ist schon von früher Kindheit an von einem Menschen bestimmt: Henry De Tample. Er reist als vierzigjähriger Mann aus der Zukunft zu ihr und schnell stellt sich heraus, dass er ihr Ehemann ist. Henry reist nicht freiwillig durch die Zeit, er leidet unter einem noch nicht entdeckten Chronogamie-Defekt.
Es wird die Liebesgeschichte der beiden erzählt, wie sie immer wieder zwischen den Zeiten zueinanderfinden, auch bevor und nachdem sie sich in der Gegenwart zum ersten Mal in der Chicagoer Bibliothek, in der Henry arbeitet, treffen.

Meine Meinung

Die Aufmachung erinnert an die einer Bibel- dünne, klein und dicht beschriebene Seiten, speziell gebunden. Das kann einen schon mal abschrecken, besonders wenn man dann die ersten Seiten gelesen hat und sich denkt: Hmm, sonderbar. Poetisch ist es schon, aber soviel davon?
Man muss schon sagen, der Schreibstil ist unfassbar detailliert und die Geschichte auf den ersten Blick super verwirrend und wenn ich ehrlich bin, wird das auch so bleiben.

Das liegt daran, dass es einfach ein Zeitreiseroman der Extraklasse ist, wie ich ihn noch nicht gelesen habe- unheimlich verstrickt und schwer zu verfolgen und doch ist es möglich.
Der Roman birgt damit einfach richtig spannende Szenen: Der ältere Henry reist mit seinem jüngeren Ich noch weiter in die Vergangenheit, es gibt in der Liebesgeschichte einfach keinen Anfang und kein Ende, weil Henry zu ihrem Beginn schon im mittleren Alter ist, Clare aber noch ein Kind. Und als sie sich dann in der Gegenwart begegnen, weiß Clare es natürlich als Erstes, weil sie den zukünftigen Henry aus ihrer Kindheit kennt, doch Henry weiß von nichts...

Es muss doch einfach ein absolut gelungenes Werk sein, wenn ich als Leser ein Kribbeln im Bauch verspüre, wenn ich diese Zeitreise-Paradoxität lese. Es sind magische Momente!

Und die Liebesgeschichte? Dazu habe ich ein zwiespältiges Verhältnis, denn der Altersunterschied ändert sich ständig: Sie ist wild, verboten, spritzig und erotisch. Aber was alles überwiegt und was ich in vielen anderen Liebesgeschichten vermisse, ist ihre Echtheit. Es ist wahre Liebe, schmerzhafte Liebe, Liebe, wie sie meist nur geschrieben steht. Aber nicht in irgendeinem Buch, sondern in einem richtigen Liebesepos!

Was nicht nur für die Leser, sondern vor allem auch für die Protagonisten schwer zu begreifen ist, ist, dass auch wenn auf der einen Seite alles im Leben der Liebenden vorherbestimmt zu sein scheint, das große Ganze sich stets im Wandel befindet. Dazu haben wir eine Menge aufreibende Wendungen.

Zum Schluss möchte ich noch die Gliederung des Romans loben: Wir haben einen ständigen Erzählerwechsel zwischen Clare und Henry und immer wenn die Zeit gewechselt wird (es ist übrigens nicht chronologisch), dann steht vorher ein Datum und oft auch die Uhrzeit und immer auch das Alter der Protagonisten.

Fazit

Ein dicker Hecht im Teich guter Liebesgeschichten. Hat man diesen an der Angel, sollte man ihn auf keinen Fall verschmähen!

"Nun ist es dunkel und ich bin sehr müde. Ich liebe dich, auf immer und ewig. Zeit bedeutet nichts."
(Henry, S.441)

Wertung




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