Dolfi und Marilyn [Rezension]

Eckdaten

Titel: Dolfi und Marilyn
Autor: Francois Saintonge
Übersetzung: Aus dem Französischen von Olaf Roth
Verlag: carl's books
Seiten: 287
Erscheinungsjahr: 2014 (2013)
ISBN: 978-3-570-58537-5
Genre: Komische Story
Art: broschiert

Inhalt

Wir befinden uns im Jahr 2060. Der Geschichtsprofessor Tycho Mercier lebt von seiner Frau geschieden zusammen mit seinem Sohn Bruno in Paris. Eigentlich hätte das Leben ganz normal weitergehen können, wenn der kleine Bruno nach einem gemeinsamen Wochenende mit seiner Mutter nicht einen Gast ins Hause Mercier mitgebracht hätte. Es handelt sich um einen Klon Adolf Hitlers, den er bei einer Aktion im Supermarkt gewonnen hat und da er sich ebenso wie sein Vater für Geschichte interessiert, kann er einfach nicht die Finger von seinem neuen Spielzeug lassen. Tycho versucht erst, das Exemplar der illegalen Adolf Hitler-Serie wieder loszuwerden- jedoch erfolglos. Als er begreift, was mit verbotenen Klonen passiert, entwickelt er langsam Anteilnahme an "Dolfi", der seinem Original gar nicht ähnlich zu sein scheint.
Als der Nachbar verunfallt, gewährt Tycho auch noch dessen Klon von "Marilyn Monroe" Obdach und das Unglück nimmt seinen Lauf...

Meine Meinung

Unterhaltung Pur. Man kann es gut mit "Er ist wieder da" von Timur Vermes vergleichen, da beide Romane sich in ihrer Art ähneln, wobei ich definitiv sagen würde, dass dieser noch viel mehr Gesellschaftskritik beeinhaltet.
Jedoch muss ich zugeben, dass die ersten Seiten kein Vergnügen waren, weil der Schreibstil für mich wenig einladend war, irgendwie schleppend. Aber nach einigen Seiten hatte ich mich an den tristen Erzählstil gewöhnt, der schon zur Atmosphäre passt. Wer erwartet denn großartig anderes aus der Sicht eines unzufriedenen Geschichtsprofessors? Dem kann man entnehmen, dass ich letztendlich noch gut in die Geschichte reingefunden habe. Die Geschichte wurde natürlich auch erst dann so richtig interessant, als die Klone ins Spiel kamen und alles drunter und drüber geht. Was der Autor für eine abgedrehte Fantasie an den Tag legt, ist wirklich komisch. Vor allem zeigt es aber immense Gesellschaftskritik. Es führt auf, dass die Menschen den Nationalsozialismus nicht vom Platz verwiesen haben und ihm immernoch und immer wieder die Schranken öffnen. Auf wirklich abgedrehte (besonders am Ende) Art und Weise zeigt uns der Autor, wozu das führen kann und dass nicht die ganze Geschichte nur auf den Schultern einer Person verschuldet liegt, sondern auf allen weiteren, die hinter dieser Person stehen.
Leider waren Wendungen voraussehbar. Ich habe öfters gedacht: "Also bestimmt passiert jetzt das und das, auch wenn das wirklich ziemlich verrückt wäre." Und so kam das auch nicht selten. Außerdem ist mir die Handlung gegen Ende hin zu schnellebig.
Was ich aber wiederum sehr gelungen fand, war, dass man sich immer wieder dabei ertappt hat, wie man Mitgefühl für Adolf Hitlers Klon hatte. So kommt man ins Nachdenken. Und zum Lachen.

Fazit

Eine wirklich interessante Lektüre, die einen erschreckt und belustigt. Und sicher nicht da stehen lässt, wo man sie begonnen hat.

"Die Geschichte ist eine Fata Morgana, eine einfache optische Täuschung. Eine sterbliche Menschheit glaubt, in ihr sichtbare Spuren zu hinterlassen, aber kaum ist sie ein paar Schritte, einige Jahrzehnte weiter, da werden diese auch schon von einem unerbittlichen Wind verweht und ausgelöscht."
(Tycho Mercier, S.174)


Wertung



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