Queen of Air and Darkness [Rezension]



"Lieber später um Verzeihung bitten als jetzt um Erlaubnis fragen" 



Titel: Die dunklen Mächte - Queen of Air and Darkness #3
Autor: Cassandra Clare
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Franca Fritz u. Heinrich Koop
Verlag: Goldmann
Seiten: 1019
Erscheinungsjahr: 2020 (2018)
ISBN: 978-3-442-49060-8
Genre: Jugendbuch, Fantasy
Art: broschierter Einband


"'Ich habe in meinem langen Leben schon viele historische Ereignisse miterlebt', erklärte Gwyn. 'In der Regel ziehen schreckliche Gesetze langes Leid nach sich, bevor man sie endlich wieder abschafft. Engstirnigkeit und Furcht haben sich schon oft durchgesetzt.'
(S.268)  

"Überall war Blut: auf dem Podium, den Stufen, an den Wänden, auf dem Boden und an den schartigen Überresten des Engelschwerts. 


"Manchmal muss man jemanden nicht nur vor dem schützen, was derjenige fürchtet, sondern auch vor Dingen, die er oder sie sich wünscht.
(S.375)  




Wenn du die ersten beiden Teile der Reihe noch nicht gelesen hattest, solltest du für den ersten hier und für den zweiten da vorbeischauen. Ansonsten bist du richtig und kannst getrost weiterlesen.
Die Gemeinschaft der Schattenjäger steht kurz vor einem Bürgerkrieg. Unversöhnlicher Hass erfüllt die einzelnen Gruppen, und auf den Stufen des Ratssaales ist unschuldiges Blut vergossen worden. Auch die Blackthorns haben einen schrecklichen Verlust erlitten, und in tiefer Trauer flieht die Familie nach Los Angeles. Nur Julian und Emma machen sich auf den Weg ins Feenreich. Trotz der Gefahren, die der Fluch ihrer verbotenen Liebe mit sich bringt, wollen sie dort das Schwarze Buch der Toten wiederbeschaffen. Stattdessen entdecken sie ein Geheimnis, so dunkel und gefährlich, dass es die gesamte Unterwelt zu vernichten droht ...


"Diana [...] dachte [...] daran, wie erstaunlich es war, dass Kummer und Zufriedenheit sich den Platz im Herzen eines Menschen teilen konnten.
(S.124) 




Cassandra Clare und ihre Romane haben mich fast durch die ganze Teenager-Zeit begleitet, deswegen werden die Schatten(jäger)welt immer einen besonderen Stellenwert bei mir haben. Leider musste ich aber bei den letzten beiden Bänden dieser Reihe feststellen, dass sie mich nicht so gefesselt haben, wie ich es gewohnt bin. Ich war nahezu einen ganzen Monat mit einem Teil beschäftigt. 
Es liegt einfach daran, dass ich mit Emma und Jules nicht soviel anfangen kann wie mit Tessa, Will und Jem, wobei ich mein Herz an Clary und Jace und dem Urstamm der Charaktere verloren habe. Ich habe hier wiedermal jede Szene aufgesogen, in der sie eine Rolle spielen. Ganz selten wurde hier sogar aus ihrer Perspektive berichtet, aber alles in allem hatten sie nur Gastrollen, wenn sie auch für die Handlung bedeutend sind. Ich hatte auch den Eindruck, dass vor allem Jace anders agiert und sich verhält, als ich es in Erinnerung habe. Irgendwie softer. Vielleicht ist er aber auch einfach erwachsen geworden. Gefreut hat mich, dass alle Geschichten zusammengeführt wurden und auch Alec und Magnus wieder mehr Platz bekommen. Hieran schließt sich eine positive Kritik an. Unter den namhaften Urban-Fantasy-Autoren scheint Cassandra Clare Vorreiter in der Revolution der gängigen Partnerschaftsformen und der Einwebung der LGBTQ-Debatte zu sein. Wir haben hier nicht nur homosexuelle Paare, sondern auch harmonische Dreierbeziehungen (Achtung! Nicht zu verwechseln mit einer klassischen Dreiecksbeziehung). Von Letzterem habe ich sonst noch nie in einem Roman gelesen und es hat mir gefallen. Es hatte etwas magisches.

Ich finde auch, dass das Genre als Ganzes zu wenig Beachtung empfängt. Man kann es oft hervorragend als Parabel geschichtlicher und gegenwärtiger politischer Ereignisse und Verhältnisse lesen. Rassismus, Feindlichkeit, Einmischung in die Angelegenheiten anderer Völker, Überlegenheit, auserwähltes Volk, Kriege... All das existiert nicht nur in der Schattenwelt. Gerade Lehrer*innen können sich das zu eigen machen und für den Unterricht nutzen. 
Und durch die vielen verwobenen Handlungsstränge gibt es nun wieder einige Möglichkeiten, an denen die Autorin mit einem neuen Spin-Off ansetzen könnte. Bei einigen Charakteren gibt es noch Aufklärungsbedarf, sodass ein Folgeband unbedingt erwünscht ist, anderes sollte so stehenbleiben. 

Aber alles in allem fänd ich es gut, wenn der Schwerpunkt beim nächsten Mal auf einem anderen Ort als Los Angeles liegen würde. Mit Julian werde ich immer noch nicht richtig warm und es gibt auch einige andere Charaktere, mit denen ich nicht mitfiebern kann. Und die Probleme, vor die die Schattenjäger und -weltler gestellt werden, wiederholen sich so langsam.
Was mich aber bei Laune halten konnte, sind die häufigen Perspektivenwechsel und wiederaufgegriffenen Elemente aus alten Bänden.


"Dearborn erinnerte ihn an die Politiker im Fernsehen - rotgesichtige Männer, die einander anschrien und wütend waren und die einem ständig unter die Nase rieben, dass es etwas gab, vor dem man Angst haben müsste.
(S.77)




Es fühlt sich wie eine Heimkehr an, aber hat sich hier und da auch gezogen. Habe sehr lange dafür gebraucht. 


"An Rache ist nichts schlicht und einfach."
(S.218)







"'Sei vorsichtig, welche Maske du trägst, mein Junge', sagte Nene. 'Du könntest dein wahres Gesicht für immer verlieren.'
(S.290)







"Emma stellte sich vor, sie könnte die zerklüfteten Ränder seines Herzens fühlen."  
(S.43)

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"Aber sie sind noch Kinder. Der Kummer bewirkt, dass sie um sich schlagen. Sie wissen nicht, dass sie deshalb so wütend sind. Sie empfinden es einfach nur.
(S.147)

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"'Wir machen uns immer und über jeden lustig', sagte Cristina neckend. 'Das ist unter Freunden so üblich.'
(S.271)

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"Ein Gefühl der Freude jagte durch Emmas Adern, unterdrückte die Schmerzen. Sie wusste, dass er sie nicht lieben konnte, aber in diesem Moment fühlte es sich dennoch so an.
(S.327)

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"Magie ist wie Thermodynamik [...]. Man nimmt immer etwas von einer anderen Stelle weg. Jede Handlung hat Konsequenzen. Und das, was ihr vorhabt, könnte Konsequenzen haben, die ihr nicht erwartet und gegen die ihr euch auch nicht schützen könnt.
(S.375)

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"Die Erschaffung eines Kunstwerks erfordert Sterblichkeit. Das Wissen um den eigenen Tod, die Endlichkeit der eigenen Zeit auf Erden."
(S.485)

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"Du weißt, dass es zwischen leben und überleben einen Unterschied gibt."
(S.500)

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"Ohne bin ich nicht ich selbst, Emma. Wenn man erst einmal Tinte in Wasser aufgelöst hat, kann man sie nicht mehr herausfiltern. Genau so fühlt sich das an: Ich kann dich nicht mehr aus meinem Dasein herausfiltern. Denn das würde bedeuten, mein Herz aus meiner Brust zu schneiden - und ich mag mich nicht ohne Herz.
(S.590)

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"Die Kaffeebecher dieser Welt sind sehr klug.
(S.623)

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"Das nennt man erwachsen werden, oder? Die Erkenntnis, dass auch Erwachsene Personen mit eigenen Problemen und Geheimnissen sind.
(S.777)

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"Vertrauen bedeutet nicht, dass man keine Zweifel kennt. Es bedeutet, dass man über alles verfügt, diese Zweifel zu überwinden.
(S.936)

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"Und wer sich für eine Stimmenthaltung entscheidet, lässt zu, dass andere ihn oder sie zum Schweigen bringen.
(S.941)

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Weitere Teile der Reihe:

 





  

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