Strafe [Rezension]
Titel: Strafe Autor: Ferdinand von Schirach Verlag: Luchterhand Seiten: 189 Erscheinungsjahr: 2018 ISBN: 978-3-630-87538-5 Genre: Kurzgeschichten, kontrovers Art: fester Einband
"Katharina wuchs im Hochschwarzwald auf." Die Schöffin Die falsche Seite Ein hellblauer Tag Lydia Nachbarn Der kleine Mann Der Taucher Stinkefisch Das Seehaus Subotnik Tennis Der Freund "Der Haftbefehl gegen den Angeklagten wurde aufgehoben, er wurde entlassen. Vier Monate später schlug er den Kopf seiner Frau mit einem Hammer ein." Das erste, was Viellesern bei Schirachs Büchern auffallen wird, ist die große Schrift. Ist es eine Freundlichkeit den Lesern gegenüber? Hat die Zielgruppe das nötig? Oder soll damit das Buch gestreckt werden? Ich würde nicht sagen, dass es mich gestört hat. Wahrscheinlich ist es zwischendurch auch ganz gut für die Augen. Aber man muss öfter umblättern :D. Da sind wir auch schon bei der Besonderheit in Schirachs Werken angelangt: Sie sind nicht dick, aber zwischen den Zeilen steht so viel. Der Schreibstil an sich ist sachlich gehalten. Man wird vergebens nach normativen Weisungen und emotionaler Nähe suchen. Die Sicht ist neutral, die Einsicht wirkt trotzdem persönlich, aber Gedanken bleiben uns vorenthalten. Jede Geschichte hat eine besondere Note und lässt einen Blick in das Gerichtswesen zu, den man so noch nicht gesehen hat. Es werden 12 Fragen an das Strafvollzug aufgeworfen. Sind da etwa Lücken im System? Moralische Ungereimtheiten? Genug Gesprächsstoff verursacht das Buch allemal. Es könnten wahre Begebenheiten sein, so plastisch sind die Szenen und Figuren beschrieben. Und immer wieder, so einfach die Geschichten auch gewinnen, gibt es spätestens einen schlauen Kniff, der einem einen Hinweis gibt, warum gerade dieses Geschichte in der Sammlung auftaucht und unter dem Wörtchen "Strafe" aufgeführt werden kann. "Mit der Geburt hatte sich alles verändert. Ihr Mann war im Kreissaal gewesen, er hatte es so gewollt. Der Arzt achtete nicht auf ihn. Später erfuhr sie, dass ihr Mann zugesehen hatte, wie sich ihre Vagina öffnete, dass er ihr Blut, ihren Urin und ihren Kot gerochen haben musste." Jede einzelne Geschichte konnte mich für sich einnehmen, ließ mich über das Strafgesetz den Kopf schütteln und dazu noch baff zurück!
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