Sofies Spiegelwelt [Rezension]


"Mir ist, als... als denke jemand in mir" 




Titel: Sofies Spiegelwelt
Autor: Karl-Josef Durwen
Verlag: tredition, Self-publishing
Seiten: 297
Erscheinungsjahr: 2019
ISBN: 978-3-7482-9624-9
Genre: Philosophie, Sachbuch, Jugendbuch
Art: fester Einband

"Das Sterben ist die letzte aller individuellen Taten. Das Besondere, das mit der Zeugung wurde, fällt zurück ins Allgemeine, das es schon zuvor war.
(S.211) 




Rätselhaftes dringt durch ein vermeintliches Computerspiel zunehmend in die Welt der Schwestern Iris (15) und Elena (13) ein: Sie werden in Parallelen zu "Sofies Welt" verstrickt und in die virtuelle Spiegelwelt Ureda versetzt.

Die Mädchen verlieren Raum, Zeit und Identität, gewinnen aber eine Sicht der Welt, die Grenzen überwindet und Philosophie, Religion und Naturwissenschaften zusammenführt.


"Wir haben hergeleitet, dass nicht wir in Raum und Zeit existieren, sondern sie als Denkformen in uns.
(S.84) 



Ich finde das Cover ehrlich gesagt nicht so schön. Es wirkt nicht so hochwertig wie es könnte. 


Es kann sich hierbei nicht um eine direkte Fortsetzung des berühmten Klassikers "Sofies Welt" handeln. Nicht nur, weil es sich um einen anderen Autor handelt, was nicht unbedingt einen Hinderungsgrund darstellte, sondern eher, weil die Geschichte nicht fortgesetzt wird, sondern eher eine andere Ecke der Welt beleuchtet wird. 
Andere Themen spielen eine Rolle: Es geht nicht um die Geschichte der Philosophie, stattdessen werden einige Themen betrachtet, die auch modernere Züge aufweisen. 
Alle Sofie- Fans kann ich aber beruhigen: Sie taucht zumindest nebensächlich auf und der Bezug zu Joestein Gaarders Werk ist nicht zu leugnen. Verwirrung pur ist auch hier garantiert. Denn die Nebengeschichte dreht sich rund ums Internet.

Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich fand den Schreibstil recht ausladend. Auf der einen Seite recht kompliziert, auf der anderen Seite, wenn der Jugendslang improvisiert wurde, war er mehr als unglaubwürdig. Also zusammengefasst nicht so ganz mein Fall.
Der Erzähler wechselt die Perspektive, sodass man als Leser ein Schleudertrauma bekommen könnte. Nicht nur zwischen den beiden Schwestern, sondern auch zwischen je einer der beiden auf ihren verschiedenen Daseinsebenen (das verstehen jetzt nur Personen, die das Buch schon gelesen haben).
Ähnlich wie bei 'Sofies Welt' entwickeln die Figuren keine ausgeprägte Persönlichkeit, sodass ich nicht viel sagen kann. Das hat mich aber überhaupt nicht gestört, weil die Philosophie eh mehr im Vordergrund steht.  Einfach zwei Mädchen, die dabei sind, in die Pubertät überzugehen.

Kann man in diesem Buch von Spannung sprechen? Jein. Denn es passiert nicht viel, wenn man die Dinge, die online passieren, unberücksichtigt lässt. Online passieren auch keine großen Abenteuer, aber es werden Fragen gestellt und sich um eine Antwort bemüht.  Und am Ende weiß man nicht mehr, was Realität ist. Das macht einen schon hibbelig!
Bestimmt steckt eine Logik hinter all dem Chaos. Oh ja, ich bin mir sicher, dass Logik das Werkzeug des Autors ist. Deswegen wird jeder, der das Werkzeug nicht ebenfalls beherrscht, erstmal doof daher schauen.

Ich wurde sehr unbefriedigt zurück gelassen. Und mehr als verwirrt... Ich fand es sogar "schlimmer" als in 'Sophies Welt', weil die gesamte Philosophie in diesem Buch anspruchsvoller ist. Außerdem kam hier ja noch als zusätzliche Ebene der Roman von Jostein Gaarder hinzu, auf den verwiesen wird. Am Ende weiß man überhaupt nicht mehr, welche Ebene wahr ist...




Hmm, ich habe jetzt fast ein Jahr an diesem Buch geknabbert, habe viel gelernt, war aber auch mehr als verwirrt.


"Reduziert man zur Veranschaulichung die rund vierzehn Milliarden Jahre seit dem sogenannten Urknall auf ein Erdenjahr, so entstanden Ende März die Sterne, im Oktober bildete sich die Erde, im Dezember betrat das Leben die Bühne des Seins." 
(S.87)




"Mit Fantasie, schoss es ihr durch den Kopf, hat wahrscheinlich auch die Angst zu tun. Vielleicht empfindet man die umso mehr, je größere Vorstellungskraft man besitzt.
(S.9)



"Realität ist nur ein Pfad in der Raumzeit.
(S.57)

*Mir wurde das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog