Das Juwel- die weiße Rose [Rezension]


" Erstens: Sieh es, wie es ist.
Zweitens: Stell dir vor, wie's werden soll.
Drittens: Zwinge es in diese Form."





Titel: Das Juwel- Die weiße Rose
2. Teil
Autor: Amy Ewing
Verlag: FJB
Seiten: 395
Erscheinungsjahr: 2016 (2015)
ISBN: 978-3-8414-2243-9
Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer
Genre: Dystopie, Fantasy, Jugendbuch, Romantasy
Art: fester Einband


" Wir Menschen halten uns für die Krone der Schöpfung, nur weil wir sprechen und denken können, als könne man sich nur über Worte mitteilen und ausschließlich mit dem Gehirn denken.
(S.223)





Die Geschichte geht weiter! Wenn du nicht weißt, wovon  ich rede, dann lies zuerst den ersten Teil. Die Rezension findest du hier. Im Folgenden könnten sonst Spoiler für dich enthalten sein! 

Violet muss dem Juwel entkommen, um zu überleben. Aber dazu muss sie es erst schaffen, der Herzogin zu entkommen. Lucien, eine Zofe des Fürstenhauses, hat sich mit ihr in Verbindung gesetzt, weil er sie als Anführerin seiner Widerstandsbewegung befreien will. Sie verfügt über eine ganz besondere Gabe, die bis jetzt eher ihr Fluch war...

Wird ihr die Flucht gelingen? Muss sie Ash, ihre Liebe oder Raven, ihre beste Freundin zurücklassen oder einen anderen Preis dafür zahlen?




" Ja, brummt die Erde.
Ja, flüstert der Wind
Ja, brüllt der Ozean.
(S. 263f.)




Es ist wiedermal einfach nur ein Traum! Sehr schön auch, dass sich das Design durch alle Teile zieht!
Schade finde ich aber, das das Mädchen auf dem Cover nicht Violet sein kann, denn sie hat keine schwarzen Haare. Dieser Fehler tritt oft auf und ich frage mich jedes Mal: Muss einem Verlag so ein grober Fehler wirklich passieren?

Endlich spielt auch die Welt rund um den Palast und das Juwel eine Rolle! Top! Es ist spannend, durch die Straßen der einzigen Stadt zu wandeln. Es erinnert stark an die Distrikte aus Panem, nur das ein Ringsystem daraus gemacht wurde. Aber warum nicht? Wer das eine mag, sollte auch hierfür offen sein. Das Rad haben beide nicht neu erfunden.

Hmm... Flüssig ist er schon, aber doch recht einfach gehalten. Auch nicht wirklich einzigartig. Was mir auch sehr stark aufgefallen ist, ist der Konstruktionscharakter. Ich hatte nicht selten das Gefühl, dass  aufgetretene Figuren nach ihrem Abgang quasi aus dem Weg geschafft werden und in der Zwischenzeit, bis man sie wieder trifft, nicht weiterleben. Kennt ihr dieses Gefühl? Es ist nicht leicht zu beschreiben, aber manche Schreibstile suggerieren kein echtes Leben, sondern sind viel eher wie ein Theaterstück, bei dem man die ganze Zeit weiß, dass auf der Bühne Schauspieler stehen. Das finde ich immer schade!
Dagegen habe ich den hohen Anteil an wörtlicher Rede als positiv wahrgenommen.

Wir erfahren alles aus der Innensicht Violets in der Gegenwartsform. Das war eine gute Perspektive. Allerdings hätte ich es mir auch sehr gut vorstellen können, wenn stattdessen ein personaler Erzähler eingesetzt worden wäre, der die Bezugspersonen wechselt. Gerade bei Revolutionsgeschichten finde ich das sehr interessant, weil dann nicht nur eine Person einen Heldencharakter bekäme.

Violet: Ich kann nicht immer nachvollziehen, was sie macht. Sie ist quasi die 0815-Protagonistin, die einen Heldenstatus inne hat. Auch wenn wir ihre Gedanken und Gefühle erfahren, bleibt in meinem Kopf am Ende des Buches nichts von ihr übrig, was ich als ihr Wesen ausmachen würde. Es wirkt vielmehr wie aus einem Handbuch namens Wie erschaffe ich die ideale Protagonistin abgeschrieben.
Dennoch würde ich nicht sagen, dass sie nervig ist.

Ash ist sehr gefühlsvoll und weich, verletzlich. Leider bekommt man nicht all zu viel mit. Deswegen hätte ich es echt cool gefunden, auch Teile aus der Sicht der anderen Figuren zu lesen. 
Raven ist mir ans Herz gewachsen. Sie erinnert mich an Bonnie aus the Vampire Diaries. 
Aber mein Herz gehört Lucien :).

Auch wenn diese Reihe vielen Klischees entspricht, kann sie doch dadurch trumpfen, dass die Liebesgeschichte nicht zu viel Platz einnimmt und genug Raum für den eigentlichen Plot, die grundsätzliche Romanidee lässt.

Es gibt in diesem Buch nicht wenige spannende Wendungen. Ich würde sagen, dass man eine geradlinige Spannungskurve mit einigen Peaks einzeichnen müsste. Warum ich es nur bedingt spannend fand? Weil ich nicht mitfiebern musste. Ich hatte einfach die märchenhafte Gewissheit, dass am Ende alles gut werden wird. Ob das stimmt, wird sich im dritten und finalen Teil herausstellen...

Tatsächlich fand ich den ersten Teil einen Ticken besser. Den habe ich allerdings auch vor ein paar Jahren gelesen. Ich denke schon, dass mein Alter eine Rolle bei meiner Bewertung spielt.

Mir kommt die Sichtweise hier etwas eingeschränkt vor: Die Welt wird hier simpel in gut und böse geteilt. Als wenn es im echten Leben so einfach wäre...

Das Buch endet zwar mit einem Cliffhanger, aber wenn ich den dritten Teil nicht schon hier liegen hätte, weiß ich nicht, ob ich sofort in die Buchhandlung gerannt wäre, um ihn mir zu besorgen. Denn ich  habe schon eine grobe Vorstellung, wie es weitergehen wird.





" Ich... ich schätze, ich könnte Mauern und Felsen zum Einsturz bringen. Ich glaube, wenn ich wollte, könnte ich aus diesem Teich eine Flutwelle machen oder den Wind in einen Wirbelsturm verwandeln. Also kann ich vielleicht auch Löcher in die Mauern reißen, die die Kreise dieser Stadt voneinander trennen.
(S.276)






Eine einfach gestrickte dystopische Welt, in der man dennoch versinken kann!







" Ich sterbe lieber im Kampf gegen den Adel denn als sein Diener.
(S.350)


" Wenn ich etwas wachsen lasse, fühlt es sich manchmal an, als würde ich die Pflanze kennen. Als würde ich ihr Leben anzapfen, ihre Geschichte. Und sie kennt mich.
(S.223)


" Es könnte sich ebenso gut um zwei völlig unterschiedliche Welten handeln, nicht lediglich um Teile derselben Stadt. Der Adel nimmt und nimmt, aber es ist nie genug. Er nimmt sich die Mädchen, um seine Kinder auszutragen, er nimmt die Jungen als Beschützer, Verführer oder Diener. Doch wir sind keine Gegenstände. Wir sind weder die letzte Mode noch die teuerste Trophäe. Wir sind Menschen. Und ich werde dafür sorgen, dass der Adel das versteht.
(S.202)


" Die Luft ist schwer, als könnte man sie kauen.
(S.178)


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